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helle Stuben, die nach der Sonnenseite hin liegen, sind darum
am gesundesten zur Wohnung.
So ist jeder Sonnenstrahl eine Wohlthat Gottes, und
darum „freue sich, wer da atmet im rosigen Licht“!
(Nach A. Grube.)
60. Der Regenbogen.
Das Wetter zieht hernieder
an ferner Bergeswand,
die Vögel singen wieder,
frisch duftet Flur und Land;
am Himmel, noch umzogen
vom grauen Wolkenflor,
thut schon der Regenbogen
mildleuchtend sich hervor.
Er steht mit einem Fuße
im nassen Wiesengras,
das brennt im goldnen Gusse
wie feuriger Topas;
er schwingt, gleich einer Brücken
von lauter Edelstein
am dunkeln Waldesrücken
sich in die Lust hinein.
Und in den Wolken schimmert's
wie mit Juwelenschrift,
und in den Lüften flimmert's
mich an von Flur und Trift:
„Herz, traue deinem Retter,
der seines Bunds gedenkt,
und Sonnenschein auf Wetter
und Trost in Thränen schenkt!" (K. Gerok.)
61. Von dem äußern Anblicke des Himmels und von der Gestalt
der Erde.
Es ist ein wunderbarer Anblick, wenn man im Freien den Him¬
mel und die Erde betrachtet. Die Erde erscheint uns da wie eine
kreisrunde Scheibe, die nach allen Seiten an den blauen Himmel an¬
stößt ; der Himmel wie ein flaches Gewölbe, oder wie die kleinere Hälfte
einer Kugel, die inwendig hohl ist, und deren Rand überall auf dem
Rande der Erdscheibe ruht. Das Wunderbarste aber ist, daß wir
gerade in der Mitte der Erdscheibe stehen, und daß der höchste Punkt
des Himmelsgewölbes gerade über unserem Scheitel liegt.
Es sieht nicht so gar weit aus von dem Punkte, wo du stehst,
bis dahin, wo Himmel und Erde zusammenstoßen; in etlichen Stunden,
sollte man meinen, kann man schon bis an den Rand der Erde ge¬
langen, und in einem Tage den ganzen Umkreis der Erde umwandern,
und kann sich's recht genau besehen, wie der Himmel an die Erde
gefügt ist. Aber wenn du es versuchst und schon viele tausend Schritte