Full text: Der Abt von Amelunxborn (Bd. 1)

— 95 — 
sichte des Verschmähten. „Was bedeutet es", rief er, „daß 
man mich hier empfängt wie einen Geächteten? Ist es denn 
wahr, daß sich alles gegen mich verschworen, um mir die 
Heimkehr zu verleiden?" 
Mit höhnischem Bedauern zuckte Magnus die Schul¬ 
tern. „Du wirst es wohl selber wissen, warum man 
Dich so empfängt", erwiderte er. „Wenn Dir der Be¬ 
fehl des Vaters so wenig gilt, daß Du ohne sein Wollen 
ynd Wissen den Ort verlässest, wohin er Dich gestellt, 
wenn Du Dich sogar zum Beschützer solcher Menschen 
auswirft, die von der heiligen Kirche ausgeschlossen sind 
aus ihrer Gemeinschaft, so kannst Du füglich keinen 
andern Empfang erwarten. Der Vater zürnt heftig, und 
er zürnt mit Recht; und wenn ich Dir raten soll, so 
tritt nicht vor ihn hin. Ich stehe nicht dafür, daß er 
sich in seinem Zorne nicht vergißt und Dir die Züchtigung 
erteilt, die Du durch Dein Verhalten verdient hast." 
Empört über diese lieblosen Worte wollte Julius 
auffahren, aber er bezwang sich. „Ich danke Dir für 
Deinen Rat", sagte er bitter zu seinem Bruder; „ich 
werde denselben aber nicht befolgen. Noch in dieser 
Stunde will ich hintreten vor den Vater, denn ich kann 
und will es nicht glauben, daß er so gegen mich gesinnt 
ist, wie Du sagst. Ein Pfaffe will ich nicht werden; ich 
bin ein Ritter so gut wie einer, und es kommt die Zeit, 
wo ich es beweisen werde." 
Höhnisch lachte Magnus auf. Er maß den Bruder 
vom Kopf bis zu den Füßen mit spöttischen Blicken und 
sagte: „Du ein Ritter? O es wäre herrlich bestellt um 
unser Land, wenn viele solcher trefflichen Ritter im 
Dienste des Herzogs ständen — eine treffliche Stütze für 
den Thron! Nein, den Gedanken schlage Dir aus dem 
Sinne. Wenn Du kein Priester werden willst, so bleibt 
Dir keine andere Wahl, als zu den Weibern zu gehen 
und mit ihnen Wolle zu spinnen". 
Hohnlachend wollte er sich entfernen, aber Julius 
vertrat ihm den Weg. Sein Gesicht war plötzlich leichen¬ 
blaß geworden, seine Lippen zuckten, seine Augen schienen
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.