Full text: Der Abt von Amelunxborn (Bd. 1)

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im Schlosse", sagte er zu ihm. „Kaum bist Du ge¬ 
kommen, unerwartet, wie ein Dieb in der Nacht, so be¬ 
ginnst Du auch schon Händel und geberdest Dich wie 
einer, der das größte Recht auf seiner Seite hat. Es 
wird nötig sein, Dir die Flügel zu stutzen, damit Du 
nicht zu wild und zu übermütig werdest. Habe ich Dich 
deshalb nach Löwen geschickt, daß Du als ein Raufbold 
zurückkehrst?" 
„Vater", rief Julius, „ich bin kein Raufbold; nur 
meine Ehre habe ich verteidigt; ich weiß, Ihr hättet an 
meiner Stelle dasselbe gethan. Beleidigen lasse ich mich 
von niemand, am allerwenigsten von meinem Bruder, 
dem ich freundlich engegentrat, der aber meine Hand 
zurückstieß". 
„Dein Bruder handelte in meinem Sinne", versetzte 
der Herzog mit eisiger Kälte. „Jetzt folge mir; Du sollst 
aus meinem Munde das Weitere hören. Du aber, mein 
Sohn Magnus, gehe hin und sage dem hochwürdigen Abt 
Lambert, daß ich ihn zu mir entbieten lasse; auch mit 
ihm habe ich zu reden". Mit diesen Worten schritt er 
Julius voran in sein Kabüiet; Magnus aber entfernte 
sich mit einem Blicke des Haffes auf feinen jüngeren 
Bruder. 
Mit erregten Schritten durchmaß der Herzog das 
Gemach, während Julius mit hochklopfender Brust in der 
Nähe der Thür stehen blieb. Man sah es dem Herzog 
an, wie es in ihm kochte und gärte. Endlich blieb er 
vor feinem Sohne stehen, sah ihn durchbohrend an und 
sprach: „Wahrlich, das sind nette Gerüchte, die Dir 
voranfliegen. Doch ehe ich darüber mit Dir rede, be¬ 
antworte mir die Frage: „Was bewegt Dich, wider 
meinen Willen die Hochschule zu verlassen?" 
„Vater", erwiderte Julius, „habt Barmherzigkeit 
mit mir. Ich kann kein Priester werden, wie Ihr be¬ 
schlossen habt. Mein Herz hängt mit jeder Faser am 
Leben in der Welt, und ich bin jetzt stark genug ge¬ 
worden, ein Schwert zu schwingen und ein Roß zu 
tummeln. Laßt mich ein Ritter werden, wie Ihr es seid; 
Ziemantt, Der Abt von Amelunxborn. 7
	        
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