Full text: Der Abt von Amelunxborn (Bd. 1)

— 99 — 
abzubringen. Aber dennoch wollte er noch einen Versuch 
machen, sein Herz zu rühren. 
„Vater", rief er flehend, indem er einen Schritt 
näher trat und die Hände gegen ihn erhob, „habt Mit¬ 
leiden mit mir. Ich bitte, ich beschwöre (Such, befehlt 
mir nicht, nach den Niederlanden zurückzukehren. Ich 
kann kein Priester werden, nein, ich kann und darf es 
nicht!" 
Betroffen hielt der Herzog in seiner Wanderung 
durch das Zimmer inne. Durchbohrend ruhte abermals 
sein Auge auf dem Sohne, und mit vor Aufregung 
zitternder Stimme sagte er: „Wie,Du kannst und darfst 
kein Priester werden? Deine Worte klingen rätselhaft. 
Sage mir die Gründe, die Dich zwingen, meinen Worten 
ungehorsam zu sein". 
„O Vater", stammelte der Prinz, „erlaßt mir die 
Gründe, ich kann sie Euch nicht nennen. Befehlt mir, 
was Ihr wollt, und Ihr sollt sehen, daß ich Euch ge¬ 
horchen werde. Macht mich zum geringsten Eurer Diener, 
befehlt mir, Knechtsdienste an Eurem Hofe zu verrichten, 
ich werde mich willig unterwerfen. Aber erlaßt es 
mir, Euch die Gründe zu sagen, die mich verhindern, 
ja die mir verbieten, in diesem Stücke Euch zu folgen". 
Da wallte der helle Jähzorn im Herzen des Herzogs 
auf. „Verwegener", donnerte er dem Prinzen entgegen, 
„wagst Du es, Deinem Vater zu trotzen? Heraus mit 
der Sprache! Ich will es wissen, welcher Satan in Dich 
gefahren ist und Dich verleitet hat, meinem Willen Dich 
zu widersetzen. Ich werde es wissen, Dich zum Reden zu 
bringen". Und mit drohend erhobener Faust schritt er 
auf den Sohn zu. Aber auch diesem war bei dem jähen 
Zornesausbruch des Vaters die Röte des Zornes ins 
Gesicht getreten; mit blitzenden Augen stand er jetzt dem 
Vater gegenüber. „Nun wohl", stieß er hervor, „so 
wisset denn, was mich hindert, Euren Geboten zu folgen. 
Ich habe völlig gebrochen mit der alten Kirchenlehre, ich 
bin lutherisch gesinnt, wie es auch meine arme Mutter 
war, wie es mein erlauchter Ohm von Württemberg, 
7*
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.