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„Gott segne Euch für diese Worte, Graf Eitel
Heinrich," sagte Burkhart von Saldern gerührt. „Möge
einst der Segen der Mutter Euch Euer Haus bauen.
Seid ihr ein Trost in ihrer Einsamkeit und Verlassen¬
heit, bis einst die Zeit kommt, da Ihr hervortreten möget,
um Euch stolz erhobenen Hauptes neben die besten Ritter
unseres Landes zu stellen. Haltet Treue, kindliche Treue
Eurer Mutter, haltet aber auch brüderliche Treue Eurem
Bruder Julius, wie Ihr es ihm gestern gelobt habt. Eine
Ahnung sagt mir, daß er einst noch eine wichtige Rolle
spielen wird in unserem Lande, und dann wird er auch
Eurer gedenken und Euch erinnern an Euer ihm ge¬
gebenes Wort. Laßt den Wahlspruch Eures Ahnen, des
großen Herzogs Heinrich, auch den Eurigen sein. „Immota
fides“ schrieb er auf feinen Schild — nun, Eitel Heinrich,
haltet auch Ihr unverbrüchliche Treue, so wirb Gottes
Segen Euch nimmer fehlen."
„Ja, bas will ich," antwortete Eitel Heinrich; „bas
will ich, so wahr mir Gott helfe! Julius darf auf mich
bauen; zu ihm will ich halten, selbst wenn ich feine Ver¬
bannung teilen sollte."
Schweigend ritten die beiden Männer burch ben
herbstlichen Walb, während- in entgegengesetzter Richtung
Prinz Julius flüchtig bem Osten zueilte. Sein Heimat¬
land» lag hinter ihm — vor ihm lag bie ungewisse
Zukunft.
XII.
Der alte Kurfürst Joachim Nestor von Branbenburg
war bis zu feinem Lebensende ein eifriger Anhänger der
römischen Kirche und ein ßlühenber Feinb ber Reformation
geblieben. Auch er ließ sich, gleich, Heinrich von Braun»
schweig, hierburch zu Thaten hinreißen, bie um so un¬
begreiflicher ftnb, als sonst Joachim ein wahrer Vater
seines Laubes war. Seine Abneigung unb sein Haß
gegen bie lutherische Lehre ging so weit, baß er noch auf