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164. Die drei Bergleute im Kuttenberg.
Die Brüder (Jaxkob und Vilhelm) Grĩmm.
Zuerst in: Deutsehe Sagen. J. Teil. 1. Aufl. Berlin. 1816. 8. 1. Nr. 1
In Böhmen liegt der Kuttenberg, darin arbeiteten drei Bergleute
lange Jahre und verdienten damit für Frau und Kind das Brot ehrlich.
Wann fie morgens in den Berg gingen, so nahmen sie dreierlei mit:
erstens ihr Gebetbuch, zweitens ihr Richt, aber nur auf einen Tag mit
Hl versehen, drittens ihr bißchen Brot, das reichte auch nur auf einen
Tag. Ehe sie die Arbeit anhuben, thaten sie ihr Gebet zu Gott, daß
er sie in dem Berge bewahren möchte, und darnach fingen sie getrost
und fleißig an zu arbeiten. Es trug sich zu, als sie einen Tag
gearbeitet hatten, und es bald Abend war, daß der Berg vorn
äinfiel, und der Eingang verschüttet wurde. Da meinten sie begraben
zu fein und sprachen; Ach Gott, wir armen Bergleute, wir müssen
nun Hungers sterben! Wir haben nur einen Tag Brot zu essen und
einen Tag Ol auf dem Licht!“ Nun befahlen sis sich Gott und dachten
bald zu flerben, doch wollten sie nicht müßig sein, so lange sie noch
Kräfte hätten, arbeileten fort und fort und beteten. Also geschah es,
daß ihr Licht sieben Jahre brannte, und ihr lleines bißchen Brot, von
dem fle laglaglich aßen, ward auch nicht all, sondern blieb ebenso groß,
und fie meinten, die fieben Jahre wären nur ein Tag. Doch da sie sich
nicht ihr Haar schneiden und den Bart abnehmen konnten, waren diese
ellenlang gewachsen. Die Weiber hielten unterdessen ihre Männer für
tot, meinten, sie würden sie nimmermehr wiedersehen, und dachten
daran, andere zu heiraten.
Nun geschah es, daß einer von den dreien unter der Erde so recht
aus Herzensgrund wünschte: „Ach könnt' ich noch einmal das Tages⸗
licht sehen, so wollt' ich gerne sterben!“ Der zweite sprach: „Ach könnt
ich noch einmal mit meiner Frau daheim zu Tische sitzen und essen, so
wollt' ich gerne sterben!“ Da sprach auch der dritte: „Ach könnt' ich
nur noch ein Jahr friedlich und vergnügi mit meiner Frau leben, so
wollt' ich gerne sterben!“ Wie sie das gesprochen hatten, so krachte der
Berg gewaltig und übermächtig und sprang vön einander, da ging der
erste hin zu dem Ritz und schaute hinauf und sah den blauen Himmel,
und wie er sich am Tageslicht gefreut hatte, sank er augenblicklich tot
nieder. Der Berg aber that sich immer mehr von einander, also daß
der Riß größer ward; da arbeiteten die beiden andern fort, hackten sich
Treppen, krochen hinauf und kamen endlich heraus. Sie gingen nun
fort in ihr Dorf und in ihre Häuser und suchten ihre Weiber, aber die
wollten sie nicht mehr kennen. Sie sprachen: „Habt ihr denn keine
Männer gehabt?“ „Ja,“ antworteten jene, „aber die sind schon sieben
Jahre tor und liegen im Kuttenberge begraben.“ Der zweite sprach
zu seiner Frau: „Ich bin dein Mann,“ aber sie wollt' es nicht glauben,
veil er den ellenlangen Bart hatte und ganz unkenntlich war. Da
sagte er: „Hol mir das Battmesser, das oben in dem Wandschrank
liegen wird, und ein Stückchen Seife dazu!“ Nun nahm er sich den
Bart ab, kͤmmte und wusch sich, und als er fertig war, sah sie, daß
es ihr Mann war. Sie freute sich herzlich, holte Essen und Trinken,