Full text: Der Abt von Amelunxborn (Bd. 1)

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ein Weib nehmen will, soll es ihm unverboten sein. In 
Riddagshausen steht's ebenso; auch dort hat die neue 
Lehre Eingang gefunden, und Abt Johannes hängt ihr 
mit ganzer Seele an. Was aber Riddagshausen und 
Amelunxborn thun, das thun auch die andern Klöster im 
Lande. Findet Euch also ab mit dem Gedanken, daß das 
ganze Land Braunschweig für die römische Kirche verloren 
ist. Nicht ein Jahrzehnt wird mehr vergehen, und ein 
Katholik im Lande ist so selten fast wie ein weißer Rabe." 
Mit einer kurzen Verbeugung verabschiedete sich 
Andreas von dem Legaten. In unbeschreiblicher Ver¬ 
wirrung blieb dieser in dem weiten Saale allein zurück, 
und drohend ballte er die Faust hinter dem ruhig dahin¬ 
schreitenden Abt. „Anathema! Anathema!" murmelte er; 
„hier ist alles, alles verloren. O könnte ich doch das 
ganze Reich aufbieten gegen die Ketzerbrut, so möchte es 
wohl noch einmal geschehen, daß mit braunschweigischem 
Golde die Türme der Kathredale des heiligen Bernward 
gedeckt würden.*) Doch hinweg, hinweg von diesem Orte 
der Sünde. Den Staub schüttele ich von meinen Füßen 
und niemals wieder werde ich dieses Land und diese Stadt 
betreten." Er eilte hinweg in seine Herberge, ließ seinen 
Wagen anspannen und verließ die Stadt ohne Abschied, 
um seinem Herrn unerwartete Botschaft zu bringen. — 
Während dieses in Wolfenbüttel geschah, befand sich 
die Gesandtschaft, die dem Prinzen Julius die Verzeihung 
des Vaters bringen sollte, auf dem Wege nach Küstrin. 
Jedoch fanden sie den Gesuchten nicht dort, sondern- er 
weilte in Berlin, in der Nähe Hedwigs, die nun bald 
sein Weib werden sollte. Die Freudenbotschaft traf den 
Prinzen so unerwartet, daß er sie anfangs nicht glauben 
konnte und Qnitzow mußte seine Worte mehrere Male 
wiederholen, so unbegreiflich klangen sie dem so lange 
Geächteten. Als aber nun der alte treue Diener ihm 
*) Nach dem Siege bei Dinklar, d. 3. September 1367, ließ 
Bischof Gerhard den kleinen Turm des Domes zu Hildesheim mit 
Gold decken, das er von dem Herzog Magnus von Braunschweig 
erbeutet hatte.
	        
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