Full text: Der Abt von Amelunxborn (Bd. 1)

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sagte von dem Edelmute seiner Stiefmutter und seines Stief¬ 
bruders, des Grafen Eitel Heinrich, denen er es vorzüglich 
verdankte, daß sein Vater andern Sinnes gegen ihn ge¬ 
worden, da traten ihm die Thränen der Rührung und 
der Dankbarkeit in die Augen. Er schloß Eitel Heinrich 
in die Arme und rief aus: „So hat damals, geliebter 
Bruder, als ich Dich zum ersten Male traf, als ich gleich 
einem Flüchtling das Land meiner Väter meiden mußte, 
die Stimme des Blutes gesprochen. Mein Herz wallte 
über in Liebe zu Dir, ob ich gleich noch nicht wußte, daß 
Du mein Bruder seiest. Habe Dank, daß Du so an mir 
gehandelt. Ich kann es Dir jetzt nicht so lohnen, wie 
Du es verdienst, aber das gelobe ich, nichts soll fortan 
unsere Freundschaft trennen. Wenn ich einst den Thron 
meiner Väter einnehme, so sollst Du der Nächste sein 
meinem Throne. Bist Du zwar nicht von Echte, so bist 
Du doch vom Geschlechte und weißt Deine Sache zu ver¬ 
treten. Aber auch Euch, mein lieber Quitzow, sage ich 
herzinnigen Dank; ich weiß, daß auch Ihr geholfen habt, 
meines Vaters Herz mir wieder zuzuwenden. Und jetzt 
traue ich nicht allein Euren Worten, sondern auch denen 
meines Vaters, und im Namen der hochgelobten Drei¬ 
einigkeit will ich als ein gehorsames Kind denselben 
folgen. Gott gebe, daß sich nunmehr alles zum Guten 
lenken möge. Aber das gelobe ich auch hier noch einmal: 
Bei Gott und seinem reinen Evangelio will ich, trotz 
Teufel und Welt, bis zu meinem Tode bleiben, darauf 
leben und sterben." 
Auf Bitten des Kurfürsten Joachim blieb die braun¬ 
schweigische Gesandschaft einige Tage in Berlin, wo be¬ 
sonders Graf Eitel Heinrich der Gegenstand allgemeiner 
Bewunderung und Achtung wurde. Wenn die beiden 
Brüder zusammen durch die Straßen der Hauptstadt 
ritten, so jubelten ihnen die leicht erregten Berliner laut 
entgegen; ja die Mütter zeigten ihren Kindern den edlen 
Grafen, der, um seinem Bruder Treue zu bewahren, ein 
1 
*) Historische Worte des Herzogs Julius. 
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