Full text: Der Abt von Amelunxborn (Bd. 1)

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Als Heinrich mit seiner ganzen Heeresmacht vor Wolfen¬ 
büttel erschien, und er Mila auffordern ließ, sich zu 
ergeben, gab dieser ihm die trotzige Antwort: „Birnen 
und Aepsel verschenkt man wohl, aber nicht Schlösser 
und feste Häuser." Heinrich schickte sich nun an, seine 
eigene Residenz regelrecht zu belagern; da aber traf ihn 
wie ein Donnerschlag die Kunde, daß Landgraf Philipp 
und Herzog Moritz mit einem Heere von 24 000 Mann 
heranrückten, um die bedrohte Stadt Wolfenbüttel zu 
entsetzen. Sofort hob er nun die Belagerung der Feste 
auf und zog den von Süden kommenden Feinden ent¬ 
gegen. Am 21. Oktober geschah bei Höckelheim, wie 
schon gemeldet, die Schlacht. Schon bald nach Beginn 
derselben mußte Heinrich, so schwer es ihm auch wurde, 
einsehen, daß einer solchen Uebermacht gegenüber jeder 
Widerstand unmöglich sei. Er schickte daher einen Boten 
in das feindliche Lager mit der Meldung, daß er zu 
Unterhandlungen geneigt sei; doch er erhielt die kurze 
und bündige Antwort, „nicht von Unterhandlungen, 
sondern nur von Ergeben sei hier die Rede." Und der 
stolze Herzog, der so oft seinen Feinden getrotzt hatte, 
ergab sich den verbündeten Fürsten bedingungslos, die 
ihn nach Ziegenhain in Hessen schickten und dort in 
ritterlicher Haft hielten. Quitzow aber wollte nicht aber¬ 
mals den Feinden in die Hände fallen, weil er nicht mit 
Unrecht fürchtete, für dieses Mal nicht so leichten Kaufes 
davonzukommen, wie. damals vor Wolfenbüttel. Er machte 
deshalb den Versuch, sich durchzuschlagen; und siehe da, es 
gelang ihm. Zwar zerschmetterte ihm ein Schuß den 
rechten Arm; aber sein starkes Roß trug ihn aus dem 
Getümmel und rettete sich mit ihm in den nahen Wald. 
Als er hier eine Zeitlang auf pfadlosen Wegen dahin¬ 
gesprengt war, hielt er an. Um ihn her war alles ruhig; 
die Feinde hatten seine Verfolgung aufgegeben. Da ver¬ 
band er sich selbst, so gut er konnte, den verwundeten 
Arm und lenkte das Pferd auf einen Waldweg. Der 
Stand der Sonne gab ihm die Richtung an, die er ein¬ 
schlagen mußte, um sich nicht zu verirren; und endlich
	        
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