Full text: Von der Restauration zur Reichsgründung (Bd. 2)

Ejeinr. v. Lagern: Nede in der Sitzung der D. Nationalvers. 8t 
Sendung auch ein gleich günstiges Resultat in München ge¬ 
habt habe. 
Ich erinnere mich, daß von einem Redner bei der 
früheren Debatte eingeräumt wurde, daß während jener 
Seit sehr große Sympathien in Süddeutschland dafür be¬ 
standen hätten, Preußen an der Spitze des deutschen Bundes- 
staats zu sehen, und daß diese Sympathien nur dadurch 
geschwunden seien, daß nachher die Ereignisse in Berlin ein¬ 
getreten und die Zusagen nicht erfüllt worden seien. 
meine Herren! Die Abnahme dieser Sympathien hat 
in Süddeutschland vielerlei Gründe, aber diejenigen Gründe, 
welche hier dafür geltend gemacht worden sind, haben dabei 
am allerwenigsten (Einfluß. (Es sind weder die religiösen 
Antipathien, von denen man heute soviel gesprochen hat, 
noch sind es die materiellen Interessen, welche als ein 
wesentliches Hindernis erscheinen. In diesem Augenblick 
scheint es mir hauptsächlich der gestiegene Partikularismus 
3U sein, welcher dieser (Entwicklung entgegensteht, und dieser 
Partikularismus ist um so bedauernswerter, als er die Un¬ 
klarheit über die Bedingungen der (Einheit beweist. Denn 
wenn uns, meine Herren, Herr (Eisenmann6 sagt, Bayern 
tverde niemals seine Selbständigkeit ausgeben, es werde 
sich nicht meMatisieren7 lassen, was soll damit gesagt werden? 
Mediatisierung ist ein Begriff, der hier keinerlei Anwendung 
finden Kann; was aber die souveräne Selbständigkeit betrifft, 
so ist der Begriff vieldeutig. Das Ausgeben fordert niemand, 
das Beschränken Kann nicht vermieden werden, wenn 
Bayern in den Bundesstaat eintreten will, für den eine 
Zentralgewalt besteht — und daß es das will, haben 
Regierung und Volk erklärt — so kann es nur mit Be¬ 
schränkung seiner Selbständigkeit eintreten, von der es 
einen Teil der Zentralgewalt wird opfern müssen. Ich 
bin überzeugt, daß, wenn das Wort gesprochen ist, welches 
Sie bald sprechen werden, jene Antipathien sich bald ver¬ 
mindern werden. 
Maurer, <UueIIen|ammIung. II. g
	        
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