Full text: Alte Geschichte (Nr. 3 = Große Ausg., 1, Teil c)

20 Bilder aus der alten Geschichte für die Oberstufe. 
6. Fabricius. Als Unterhändler wurde von den Römern der durch 
seine Unbestechlichkeit nachmals so berühmt gewordene Fabricius zu 
Pyrrhus gesandt. Der König wollte diesen edlen Mann mit Gelde be¬ 
stechen, damit er einen für Pyrrhus sehr günstigen Frieden zum Nachteile 
seiner Landsleute schließen solle. Aber obwohl der edle Römer selbst äußerst 
arm war, schlug er entrüstet dieses Anerbieten aus, und als des andern 
Tags Pyrrhus ihn mit Gewalt dazu bewegen wollte, indem er plötzlich 
einen großen Elefanten in das Gemach führen ließ, der brüllend seinen 
Rüssel gegen Fabricius ausstreckte, auch da blieb Fabricius unbeweglich 
bei seinem Vorsatze, und der Friede kam nicht zu stände. Als darauf 
der Krieg von neuem begann, da bezeugte Fabricius dem Pyrrhus gegen¬ 
über, ihn beschämend, noch einmal seine ehrenhafte Gesinnung. Der Leib¬ 
arzt des Königs hatte sich in einem Briefe an Fabricius erboten, gegen 
eine Belohnung den Pyrrhus zu vergiften. Aber Fabricius sandte den 
Brief seinem Feinde Pyrrhus und rettete ihm dadurch sein Leben. Aus 
Dankbarkeit und voll Bewundrung über diese edle That seines Feindes, 
den er so gänzlich verkannt hatte, entließ Pyrrhus sämtliche römische Kriegs¬ 
gefangne unentgeltlich. Nachdem Pyrrhus noch einige Male siegreich ge¬ 
wesen war. wurde er von den Römern gänzlich geschlagen, mußte Italien 
räumen und nach Griechenland zurückkehren. 
15. Die panischen Kriege. 
1. Der erste punische Krieg (264—241 v. Chr.). Während Rom 
allmählich ganz Italien seiner Herrschaft unterwarf, gelangte an der Nord¬ 
küste Afrikas eine reiche, blühende Seestadt, Karthago, zu immer größerer 
Macht. Karthago war die größte Seemacht der damaligen Zeit, unserm 
heutigen England zu vergleichen, während Rom die größte Landmacht dar¬ 
stellte. Beide waren zu mächtig geworden, als daß sie länger hätten ruhig 
und friedlich nebeneinander bestehen können. Die Bewohner von Karthago, 
die auch die P uni er hießen, stießen bei ihrer Eroberungssucht auf der 
fruchtbaren Insel Sicilien, die jede von ihnen für sich besitzen wollte, gegen 
einander, und dadurch kam es zum ersten finnischen Kriege, der 
24 Jahre lang dauerte und anfangs zu Lande in Sicilien, später, als die 
Römer sich auch eine tüchtige Flotte geschaffen hatten, auch zur See ge¬ 
führt wurde. Die Römer blieben endlich Sieger, Sicilien wurde römische 
Provinz, und Karthago mußte ungeheure Kriegskosten zahlen. 
2. Zweiter punischer Krieg (218—201 v. Chr.). Hannibal. 
Den zweiten punischen Krieg führte ein tapfrer karthagischer Feldherr, 
Hannibal, der den Römern schwere Verluste beibrachte und sie in vielen 
großen Schlachten besiegte. 
Schon in früher Jugend war er von seinem Vater, dem tüchtigen Feldherrn Ha- 
milkar, in der Kriegskunst unterwiesen worden. Als neunjähriger Knabe mußte er 
seinem Vater bei der Verrichtung eines Opfers einen heiligen Eid schwören, ewig ein 
Feind ber Römer zu sein. Dieses Eides gedachte er zeitlebens, und was er seinem Vater 
in jener Stunbe gelobt, bas hielt er unverbrüchlich bis zu seinem Tobe. Er bat zunächst 
seinen Vater, ihn boch mit nach Spanien zu nehmen, unb ber Vater konnte bem Bitten 
unb bem Drängen bes thatenburstigen Knaben nicht «überstehen, er nahm ihn mit sich. 
In Spanien hatten nämlich bie Karthager reiche Kolonien erworben, um mit neuen 
Mitteln ben Kampf aufs neue mit ben Römern aufnehmen zu sönnen. Dort in Spanien, 
wohin Hamilkar mit einem stattlichen Heere übersetzte, lernte ber junge Hannibal an ber 
Hanb bes Vaters all' bas, was ihn zu einem großen Felbherrn machen sollte. Unb ein 
solcher würbe er im wahren Sinne bes Worts, ein Felbherr, der an Geistesgröße und
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.