22 Bilder aus der alten Geschichte für die Oberstufe.
harten Friedensbedingungen zu unterwerfen. Sämtliche Kriegsschiffe wurden
auf den Befehl der Römer verbrannt und alle Waffen ausgeliefert. Aber
damit war den Römern noch nicht genug gethan. Ihr letztes Verlangen
war, die Karthager sollten ihre Vaterstadt verlassen und sich zwei Meilen
vom Meere entfernt eine neue Stadt bauen. Dieser Wunsch brachte die
Karthager zur äußersten Verzweiflung. Mit Aufbietung aller Kräfte ver¬
teidigte sich die bis zum äußersten gebrachte Stadt drei Jahre hindurch.
Alles Metall schmiedeten sie zu Waffen; aus den Balken ihrer Häuser, die
sie niederrissen, zimmerten sie sich neue Kriegsschiffe; die Frauen schnitten
sich den Schmuck ihrer langen Haare ab und drehten Bogensehnen daraus.
Aber endlich wurde die Stadt doch im Sturme genommen und ihre herrlichen
Bauwerke in einen Schutthaufen verwandelt (146 v. Chr.). Der Bezwinger
Karthagos, Seipio, soll auf den Trümmern der Stadt geweint haben, da
er im Geiste das Schicksal, das einst auch Rom erreichen werde, vorhersah.
Auch die griechische Stadt Korinth wurde in demselben Jahre von den
Römern zerstört.
16. Niedergang und Ende der Republik.
So war Rom die unbeschränkte Beherrscherin des Mittelmeers ge¬
worden, und alle Völker erkannten Rom als die Hauptstadt der ganzen
damaligen Welt an. Rom hatte in den letzten Jahrhunderten eine große
Veränderung durchgemacht; es war der Sammelpunkt der Abenteurer (Glücks¬
ritter, Wagehälse, die sich unstet umhertreiben) der ganzen Welt geworden.
Alles Gesindel, das nichts zu verlieren hatte, aber wohl viel zu gewinnen
hoffte, zog dorthin. Nach Rom strömte ferner der Reichtum der ganzen
Welt; die Kunstschätze Griechenlands wurden hinübergeschafft; das Morgen-
land schickte sein Gold, sein Elfenbein und seinen kostbaren Purpur nach
Rom, damit dort mit ihm die Häuser der hundertfachen Millionäre aus¬
gestattet würden. Die seltensten Früchte, die ausgesuchtesten Speisen wurden
nach Rom gesandt, um dort die Tafeln der reichen Prasser zu zieren.
Genußsucht, Prachtliebe, Habgier und Herrschsucht waren die Laster,
die an die Stelle der frühern einfachen Sitten der ersten Jahrhunderte
der Republik getreten. Der Ehrgeiz und die Sucht, Reichtümer zusammen¬
zuscharren, hatten alle edlern Regungen erstickt. Die Vaterlandsliebe war
zu etwas Unbekanntem geworden, seitdem Rom Welthauptstadt geworden
war. Im Innern tobten Bürgerkriege, kurz: die Republik hatte abgewirt¬
schaftet. Jetzt mußte ein thatkräftiger Mann die Zügel der Regierung
ergreifen, wenn noch das ungeheure Reich zusammengehalten werden sollte.
Dieser eine war Julius Cäsar.
17. Julius Cäsar.
1. Sein Jugendleben Schon früh verriet der junge Cäsar durch seinen Mut,
seine Unerschrockenheit und Geistesgegenwart seine Bestimmung zu einem hohen Berufe.
Einst unternahm er eine Reise nach Kleinasien, um dort einen berühmten Redner auszu¬
suchen. Auf dieser Reise wurde er von Seeräubern gefangen genommen. Als sie von
ihm 20 Talente Silbers (ungefähr 80000 Mark) als Lösegeld verlangten, verlachte sie
Cäsar und sagte zu ihnen: „Was? für einen solchen Mann wie mich verlangt Ihr nicht
mehr? Ich will Euch das Dreifache geben! Aber", so fügte er hinzu, „wenn ich wieder
frei bin, so sollt Ihr es mir büßen; ich lasse Euch alle aufhängen." Den Seeräubern
gefiel das selbstbewußte Wesen des jungen Mannes, und sie ließen sich alle die tollen
Streiche, die er während seiner Gefangenschaft mit ihnen trieb, gefallen. Wenn Cäsar