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die Römer aber den Fliehenden bis an den Wall nachdrängten,
stand ihnen ein hochtragischer Anblick bevor. Die Weiber, in
schwarzen Gewändern auf den Wagen stehend, töteten die Fliehen¬
den; die ihren Mann, jene den Bruder, jene den Vater; ihre
Kinder erwürgten sie mit der Hand und warfen sie unter die
Räder und die Hufe der Tiere, dann ermordeten sie sich selbst.
Eine, heißt es, hatte sich an die Spitze einer Deichsel gehängt
und ihre Kinder mit Stricken an ihre Füße gebunden. Die
Männer legten sich Taue um den Hals und banden sich, da es
an Bäumen fehlte, an den Hörnern oder Beinen der Stiere
fest, stachelten sie dann und starben, da die Tiere wild auf¬
sprangen, geschleift und zerstampft. Als der menschliche Wider¬
stand schon zu Ende war, verteidigten noch die kimbrischen Hunde
die Wagen ihrer Herren. Dennoch, obwohl der Tod so bei den
Feinden hauste, wurden über 60000 gefangen genommen, die
Zahl der Gefallenen ward als doppelt so groß angegeben. Das
Gepäck der Feinde plünderten Marius' Soldaten.
Die große Masse des Volkes rief Marius als dritten Gründer
Roms aus, da er eine Gefahr abgeschlagen hätte, nicht ge¬
ringer als jene, in die Rom einst von den Galliern gestürzt
war. Jeder ließ es sich im Hause mit Weib und Kindern wohl
sein; der erste Bissen und der erste Trunk beim Mahle ward
den Göttern und Marius geweiht.
2. Cäsar besiegt den Suevenköuig Ariovist. (58 v. Chr.)
Abgesandte der Gallier kamen zu Cäsar und klagten, daß
Ariovistus, der König der Germanen, in ihrem Gebiete sich
niedergelassen und den dritten Teil des sequanischen Ackerlandes,
welches das beste in ganz Gallien sei, in Beschlag genommen
hätte und jetzt von dem zweiten Drittel die Sequaner abziehen
hieße, weil vor wenigen Monaten die Haruder, vierundzwanzig-
tausend Mann stark, zu ihm gekommen wären, welchen Stätte
und Sitz bereitet werden müßte. Geschehen werde es binnen
wenigen Jahren, daß alle aus Galliens Grenzen vertrieben
würden, und alle Germanen den Rhein überschritten; denn
weder könne mit dem gallischen Ackerlande das germanische,
noch mit der diesseitigen Lebensweise die jenseitige den Ver¬
gleich aushalten. Ariovistus aber, seit er die gallische Heeres¬
macht in einer Schlacht besiegt habe, herrsche stolz und grausam.
Es sei ein barbarischer, jähzorniger, tollkühner Mensch; sie könn¬
ten seine Befehle nicht länger ertragen.