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34» Der Miintterplatr. 
Er ist nicht viereckig, und er ist nicht rund, wie die Plätze, die man 
in modernen Städten anlegt; sondern er ist ganz unregelmäßig eingerahmt, 
unser lieber alter Münsterplatz, und das Münster steht schräg über feine 
Mittellinie hinüber, nicht so genau von allen Seiten gleich weit entfernt, 
wie man heute gewöhnlich die Kirchen auf die Platze stellt. Das ist's 
aber gerade, was den Münsterplatz so malerisch macht und so gemütlich. 
Wo du auch stehen magst, du kannst ihn nicht ganz überschauen und kannst 
dir auch nicht, wie bei einem regelmäßigen Platz, die unsichtbaren Grenzen 
im Denken zurechtlegen; denn wie die gebrochenen und gebogenen Linien 
der Häuserreihen ringsum sich schließlich hinter dem Münster zusammen¬ 
fügen, das kannst du ihnen von vorne her nicht ansehen. So bleibt dem 
Auge immer ein ferner Winkel, wo der Platz sich in uugekannter Gestalt 
verliert, und das eben macht es, daß er so freundlich und so wechfelvoll 
erscheint. 
Und wcchselvoll wie seine Gestalt ist auch das Leben auf dem Münster- 
platz- In aller Frühe schon regt sichs auf ihm. Da kommen die Markt¬ 
leute, stellen die Bänke auf und breiten ihre Waren aus. Ja für den 
Samstagsmarkt kommen die ersten Fuhrleute schon in der Freitagsnacht, 
und von morgens 2 Uhr an steht man die Marktfrauen ihre Plätze ein¬ 
nehmen. Wenn es Winter ist und naß und kalt dazu, so kann man nur 
mit Mitleid hinabschauen auf diese mantelmnhüüten Menschen da draußen. 
Sic stellen den Freiburgern ihre Lebensmittel bereit in der nächtlichen 
Kälte, indessen diese in warnten Betten und warmen Stuben der Ruhe 
pflegen. 
Um 1/26 Uhr ist der Markt schon sehr belebt, und um 8 Uhr 
morgens kann man nur noch mit ganz kleinen Schritten über den Platz 
gehen, so voll ist er von Menschen und Bänken und Korben und Tischen 
und Handkarren und Buden. Das ist ein prächtiges Bild, dieser Samstags¬ 
markt: schwarz wimmeln die Leute durcheinander, grellweiße Kopftücher, 
feuerrote Blusen leuchten aus dem schwarzen Grunde; frühlingsgrüne Ge- 
müfe und ein Heer buntstrahlender Blumen und Sträucher beleben das 
Bild. Das summt und schwirrt von tausend Stimmen und dazwischen 
ertönt von Zeit zu Zeit der klagende Schrei eines wiehernden Esels oder 
der laute Ruf eines krähenden Hahnes. Um 12 Uhr ist's merklich leerer 
geworden, um 1 Uhr sind schon viele Plätze und Bänke leer, und wenn 
es o Uhr schlägt, so haben die Männer der Stadtverwaltung nicht nur 
alle Bänke weggeräumt, sondern den ganzen Platz schon gereinigt, und 
kein Mensch sieht dem stillen Kirchenplatz an, daß vor 3 Stunden noch 
ein solches Gewimmel auf ihm fein Wesen getrieben. Da und dort fährt 
noch ein später Marktkarren mit Körben, von einem starken Gaul gezogen, 
davon; die meisten sind schon draußen auf der Landstraße, und unter der 
Blache des Wagens sitzen Bauer und Bäuerin und überzählen das gelöste
	        
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