Full text: Geschichte des Altertums, des Mittelalters und der beginnenden Neuzeit (Teil 2)

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ihnen nachzuahmen gehörte zum guten Ton: es beginnt das ä la mode- 
Zeitalter, in dem für alle Lebensgewohnheiten, leibliche wie geistige, 
Frankreich zum Muster dient. 
4. Die Mark Brandenburg. 
(Die Mark zur Zeit der sächsischen Kaiser.) Während der 
Völkerwanderung hatten die Germanen das Land zwischen Elbe und 
Weichsel geräumt, uud die Slaven oder Wenden hatten sich seiner be¬ 
mächtigt. Das Verloreue wiederzuerlangen war eine der wesentlichsten 
Aufgaben des deutschen Volkes während des Mittelalters, und durch 
einen langwierigen, schweren Kampf hat es sie gelöst. 
Während des neunjährigen Waffenstillstands, den König Heinrich T. 
mit den Ungarn geschlossen, führte er wiederholt sein Heer gegen die 
Slaven (vergl. S. 144) und befestigte die Grenze zum Schutze Nord¬ 
thüringens gegen die Redarier, zum Schutze Südthüringens gegen die 
Sorben. Später haben sich daraus die Nordmark und die Ost¬ 
mark entwickelt; über jene setzte Otto I. den Hermann Billnng, über 
diese den thüringischen Edelen Gero als Grafen ein. Gero unterwarf 
durch List und Gewalt die Völker bis zur Oder und legte ihnen Ab¬ 
gaben auf. Es wurden Burgen erbaut, die mit starker Besatzung 
versehen und Burggrafen unterstellt waren. 945 nahm Gero den 
Titel Herzog an. Um die Bekehrung des Wendenlands machte sich 
Otto hoch verdient; er gründete für Billungs Mark das Bistum 
Oldenburg in Holstein, für Geros Gebiet Havelberg, später Branden¬ 
burg, Meißen, Merseburg, Zeitz; außerdem ließ er an kleineren Orten 
Kirchen erbauen. Doch die Wenden wollten weder vom Christentum 
noch von der Herrschaft der Sachsen etwas wissen: als 955 die Ungarn 
in das Donauland einfielen und auch Gero dem Kaiser Heeresfolge 
leistete, empörten sie sich, metzelten die Besatzungen nieder und zer¬ 
störten die Kirchen. Doch gelang es Otto mit Geros Hilfe nach der 
Schlacht auf dem Lechfelde den Abfall zu rächen und feine Macht 
wieder herzustellen. Zehn Jahre später starb Gero; in der von ihm 
erbauten, von Friedrich Wilhelm IV. erneuerten (romanischen) Kirche 
zu Gernrode am Harz liegt er begraben. Bald daraus stiftete Otto 
das Erzbistum Magdeburg und überwies ihm die Aufsicht über die 
genannten Bistümer. Als Otto II. 982 in Italien besiegt und bald 
daraus gestorben war, galt dies den Wenden abermals als Ermunte¬ 
rung zum Abfall. Diesmal gab es keinen, der ihrer Wut Einhalt 
that: wilder Aufruhr durchtobte das Land, die Bistümer und die 
Burgen wurden zerstört, die Priester geschlachtet, der Götzendienst
	        
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