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unb beut Zaren Peter, bem Könige August von Polen unb Friedrich von Däne-
mark andrerseits im Jahre 1700 ausbrach unb gar leicht nach Deutschlaub unb
itt bie österreichischen Erblänber hinübergreifen konnte. Ztmder zu einem Branbe
lag hier besonbers in Ungarn aufgehäuft. Leopolb hatte bie ungarische Ver¬
fassung gebrochen, bie ungarischen Protestanten anss härteste bedrückt, selbst bie
Vornehmen, bie Magnaten, schwer verletzt. Ein Aufstand konnte hier jeden
Augenblick ausbrechen. Bei weitem bie größte Verlegenheit aber bereitete bem
Kaiser der Staub ber spanischen Angelegenheiten. Karl II. von Spanien war
ohne Nachkommen; mit ihm erlosch ber spanische Zweig bes Hauses Habsburg,
seine Länder mußten nach bem Rechte an bett österreichischen Zweig fallen;
Karls Tob stand nahe bevor, und Leopolb I. sah sich im Geiste schon als Be¬
sitzer aller ber Reiche, bie einst unter bem mächtigen Scepter- Karls V. gestctnben
unb nun, vermehrt bttrch bie großen Erwerbungen Ferdinands I., Österreich zu
einer schwindelnden Höhe erheben mußten. Aber es zeigte sich bald, baß bas
reiche Erbe nicht so ohne weiteres anzutreten war. Auch Ludwig XIV. bewarb
sich darum; er hatte zwar nur zweifelhafte Rechtsgründe vorzubringen (er war
der Sohn ber älteren Muhme unb ber Gemahl ber älteren Schwester Karls II.,
bie bei ihrer Verheiratung nach Frankreich auf bie Erfolge in Spanien ver¬
nichtet hatten, während ihre jüngeren Schwestern, die Mutter und die Gemahlin
Leopolds I., einen solchen Verzicht nicht hatten zu leisten brauchen); aber Lud¬
wig war gewohnt, seinen Willen nach seiner Macht, nicht nach seinem Rechte
abzumessen; er war entschlossen, wenigstens einen großen Teil der spanischen
Staaten an sich bringen. Die Waffen mußten also entscheiden. Denn Leopold
wollte ans keinen Fall seine Ansprüche fahren lassen. Er weigerte sich sogar
in einen Teilungsplan zu willigen, welchen die Seemächte, England unb Hol¬
land, vorschlugen. Wer sollte ihm aber in bem schweren Kampfe helfen? Viele
deutsche Fürsten, namentlich der von Bayern, waren für Frankreich, andere,
wie der Kurfürst Don Sachsen, in eigene Handel verwickelt. Die Seemächte
wollten wenigstens nicht das ganze Erbe an Österreich bringen. Denn sie
mochten weder das Hans Bourbon noch das Hans Habsburg übermächtig tu erden
lassen. Unter diesen Umständen erhielt ber Beistand Brandenburgs, das 30000
Mann vorzüglicher Truppen ans den Beinen hatte, einen sehr hohen Wert.
ÄO entschloß sich der Kaiser zu dem Schritt, gegen den er sich so lange ge¬
sträubt, und der ihm auch jetzt sehr sauer ward. Er gab endlich seine Zustim¬
mung zu Friedrichs III. Wunsche. Am 16. November 1700 unterzeichnete er
zu Wien den KronDertrag, durch welchen er sich verpflichtete, den Kurfürsten
Don Brandenburg, falls sich derselbe zum König in Preußen ausrufen lasse und
kröne, auch als solchen zu ehren und anzuerkennen, sowie zu befördern, daß
andere Mächte ihn ebenfalls dafür anerkennten. Dagegen erneuerte Friedrich
den alten Bund und verpflichtete sich, dem Kaiser, falls wegen der spanischen
Erbfolge Krieg entstehe, 8000 Mann Hilfstruppen auf eigene Kosten zu stellen.
Bald darauf kam die Nachricht, daß am 1. NoDember zn Madrid Karl II.