Full text: Der Große Kurfürst - Friedrich der Große (Bd. 1)

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versprach Frankreich die Stellung eines Heeres und die Unterstützung Karl 
Alberts bei der Kaiserwahl und machte dadurch jedenfalls Bayern vollkommen 
von sich abhängig, zu einem Werkzeuge seiner Politik. Im August erst wurde 
dies Bündnis formell geschlossen, doch trat im Mai bereits Spanien in eine 
Allianz mit Bayern. 
Friedrich hielt sich zunächst vorsichtig zurück; erst als die Haltung Eng¬ 
land-Hannovers ihn belehrte, daß er vou dieser Seite her keine Hilfe, viel 
eher Feindschaft zu erwarten habe, entschloß er sich zum Bündnisverträge mit 
Frankreich auf fünfzehn Jahre, nachdem dies ihm Niederschlesien mit Breslau 
gegen jeden Angriff garantierte (15. Juni). Aber er war weit davon entfernt, 
wie Bayern an die französische Politik sich anzuschließen, feine Selbständigkeit 
behauptete er durchaus. Wie nun der französisch-bayerische Angriff ernstlich 
drohte, sah sich Österreich von den Seemächten, auf deren Unterstützung es ge¬ 
baut hatte, thatsächlich im Stiche gelassen, deuu statt Hilfe zu leisten, bemühte 
sich der englische Gesandte Robinson in Wien eifrig, eine Annäherung zwischen 
Österreich und Preußen zustande zu bringen, um Österreichs Kräfte gegen Frank¬ 
reich zu wenden. Es gelang dies aber erst auf die Kunde von dem preußisch- 
französischen Vertrage, denn als dieser in Wien gemeldet wurde, „da fielen", 
schreibt Robinson, „die österreichischen Minister leichenblaß in ihre Stühle zurück; 
nur ein Herz blieb standhaft, es war das der Königin selbst." Maria The¬ 
resia entschloß sich nun, mit Preußen zu verhandeln, aber ihr ganzer Stolz 
bäumte sich gegen den Gedanken empor, dem verhaßten König gegenüber in 
eine Landabtretung willigen zu müssen, sie atmete anf, als die Überrumpelung 
Breslaus, dessen Behörden mit Neipperg, wie es heißt, in geheime Verbindung 
sich eingelassen hatten (10. August 1741), sie weiterer Verhandlung überhob, 
und knüpfte lieber mit Bayern an. Doch auch dies blieb vergeblich, denn der 
Krieg brach auch ans dieser Seite ans. 
Am 31. Juli 1741 bereits hatten Bayern und Franzosen, letztere durch 
blau-weiße Kokarden an den Hüten als bayerische Hilfstruppen gekennzeichnet, 
Passau besetzt, Ansang September überschritten sie die Grenzen. Am 14. Sep¬ 
tember zog der Kurfürst in Linz, der Hauptstadt Oberösterreichs, ein, am 
2. Oktober empfing er hier die Huldigung der Stände, nur wenige hielten sich 
noch zurück. Dann drangen seine Truppen auch die Donau entlang nach Rieder- 
Österreich vor, sie brandschatzten die reichen Klöster Melk und Göttweih, sie be¬ 
setzten Mslutern und St. Pölten und ließen ihre Dragoner bis in die Nähe 
von Wien schweifen. Wenige Tage und die säst wehrlose Hauptstadt sah die 
Sieger in ihren Mauern, bereits flüchtete der Hof nach Graz. Aber eine so 
vollständige Überwältigung Österreichs, wie sie jetzt möglich war, lag nicht im 
Interesse der Franzosen; sie wollten nicht Bayern an seine Stelle setzen, standen 
deshalb bis Ende Oktober unthätig an der Donau und zwangen endlich den 
Kurfürsten gegen seinen entschiedenen Willen, nordwärts nach Böhmen abzu¬ 
schwenken, um dies fttr sich zu erobern.
	        
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