Full text: Der Große Kurfürst - Friedrich der Große (Bd. 1)

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auch von der Mutter des Kurprinzen begünstigt morden zu sein scheint, auf die 
Zurückberufung desselben ans Holland gedrungen. Noch andere Umstände ka¬ 
men hinzu, die dem Kurfürsten Georg Wilhelm die Rückkehr des Sohnes 
wünschenswert erscheinen ließen. Von Arnheim ans war derselbe mit den be¬ 
nachbarten Cleveschen Landen in nahe Beziehungen getreten. Mitglieder der 
Cleveschen stände kamen wiederholt nach Arnheim, um dem Kurprinzen ihre 
Auswartung zu machen, der durch sein leutseliges, verständiges und einfaches 
Wesen die Herzen dieser zukünftigen Unterthanen zu gewinnen wußte. Infolge¬ 
dessen richteten die Clevescheu Stände an den Kurfürsten die Bitte, ihnen ben 
Kurprinzen zum Statthalter zu geben. Als diese zum erstenmale noch mit gnä¬ 
digen dorten abgelehnte Bitte von den Ständen nochmals wiederholt und auch 
von dem Prinzen von Trauten lebhaft unterstützt wurde, lautete die abschlägige 
Antwort schon sehr viel ungnädiger. Lhnc Zweifel hatte Graf Schwarzenberg 
ben Kurfürsten mit Mißtrauen gegen ben Sohn zu erfüllen gewußt. In ge¬ 
reiztem -Lone schrieb ber Kurfürst ben Stäuben: „Es scheine, als ob sie seiner 
Regierung ntitbe ttiib überdrüssig geworden seien." Tem Sohne aber wurde 
von neuem die Weisung zur baldigen Rückkehr gegeben. Ter Kurprinz, der 
sich in Holland Wühler und sicherer fühlte als zu Hause, wo er auf die fort¬ 
währenden Ränke Schwarzenbergs gefaßt sein mußte, versuchte anfangs aller¬ 
hand Einwände gegen seine baldige Rückkehr zu machen. Er schützte vor, das; 
er in Holland sehr viel lernen könne, und daß die Rückkehr durch Gebiete, die 
von Den Feinden besetzt wären, mit großen Schwierigkeiten und Gefahren ver¬ 
bunden sein werde. Erst als der Kurfürst den Kammerjunker von Marwitz 
mit dem gemessenen Befehle au den Kurprinzen, sofort heimzukehren, nach Hol¬ 
land sandte, fügte sich dieser dem Willen des Vaters, ittdem er zugleich erklärte, 
„baß er seinem Vater gern gehorchen und weder tut Heiraten noch sonst wider 
Gott und den Kurfürsten handeln werde." Mit Marwitz und feinen bisherigen 
Begleitern auf der niederländischen Reife kehrte Friedrich Wilhelm im Frühjahr 
1638 auf dem Seewege über Hamburg in die Heimat zurück. Im Mai 1638 
meldete er seilte Ankunft in Hamburg. Ter Kurfürst sandte ihm bis nach 
Werben eine militärische Bedeckung entgegen, die ihn von da nach Spandau 
geleitete, wo ihn die kurfürstlichen Eltern erwarteten. Zur Feier seiner Rück¬ 
kehr nach vierjähriger Abwesenheit wurden glänzende Festlichkeiten veranstaltet. 
Mau wollte dadurch allen Gerüchten über Zerwürfnisse in der kurfürstlichen 
ö'ontilie vorbeugen. Auch Gras Schwarzenberg gab zu Ehren des heimgekehrten 
Kurprinzen ein großes Fest. Noch während des Gastmahls wurde der Kur¬ 
prinz von einem starken Unwohlsein befallen, ans welchem sich eine heftige 
Krankheit entwickelte. Die Gerüchte über feindselige Anschläge des Grasen 
Schwarzenberg gegen das Leben des Kurprinzen erhielten dadurch neue Nah¬ 
rung. Von Mund zu Mund ging die Rede, der Gras habe dem Prinzen Gist 
beigebracht. Tie Krankheitsberichte des Arztes, der den Kurprinzen behandelte, 
haben zwar die Grundlosigkeit dieses Gerüchtes erwiesen, aber Friedrich Wilhelm 
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