15
wurde Von neuem in feinem Haß unb Mißtrauen gegen ben Grafen bestärkt.
Mißmutig unb verstimmt Begleitete er nach feiner Genesung im Juli 1038 ben
Vater nach Preußen. Tie Verwüstungen, bie Schweden unb Polen hier an¬
gerichtet hatten, der Wiberstanb, ben bie preußischen Stäube ber kurfürstlichen
Gewalt auf jebe Weife entgegensetzten unb bas gespannte Verhältnis zu feinem
Vater, alles bas war nicht dazu angethan, eine frohe Stimmung in ihm auf¬
kommen zu lassen. Mit Sehnsucht gebuchte er ber reichen Nieberlanbe, bie er
verlassen hatte, in bencn Künste unb Wissenschaften, Handel unb Gewerbe in
Blüte stauben unb inmitten unruhtiosler Kriegsereigniffe bie innere Staatsver¬
waltung sich in einem wohlgeordneten Zustanbe befanb. Gern wäre er wieder
bort hin zurückgekehrt. Trotz feiner tiefgewnrzelten Abneigung gegen Schwarzen¬
berg suchte er ein gutes Einvernehmen mit demselben aufrecht zu erhalten, weil
er wußte, baß er wiber ben Willen bes allmächtigen Ministers bei feinem Vater
nichts ausrichten konnte. Wieberholt richtete er von Königsberg aus au ihn
bas Gesuch, daß er bei bem Kurfürsten feine Rückkehr nach Cleve befürworten
möge. Wirklich trat auch Graf Schwarzenberg scheinbar für basfelbe ein. Aber
Georg Wilhelm lehnte bas Gesuch ab, in bem er sich bnrauf berief, baß man
von Wien aus sich gegen bie Rückkehr bes Prinzen ins Clevefche erklärt habe,
in ber Besorgnis, ber Kurprinz könne dadurch doch noch verleitet werden, in
eine nähere Verbindung mit dem geachteten pfälzischen Hanfe zu treten, und er
werde als Schützling des Prinzen von Oranien unb ber Generalstaaten dem
Reiche euerem bet werben. Tabei machte ber Kurfürst bie Andeutung, daß der
Kaiser es gern sehen werde, wenn ber Kurprinz an den kaiserlichen Hof komme.
Wenn es an Mitteln dazu mangele, so werde ber Kaiser gern einen Teil ber
Kosten tragen. Es scheint bi es ein Anerbieten ber Wunsch zu Grunbe gelegen zu
haben, ben Kurprinzen mit einer Tochter bes Kaisers Ferbinanb zu vermählen,
unb baburch bas Haus Brandenburg dauernd zum Schleppenträger des Kaiser¬
hauses zu machen. Gegen diesen Plan scheint aber doch selbst Schwarzenberg
sich erklärt zu haben, weil ein solcher Schritt nicht nur in der kurfürstlichen Fa¬
milie und in den märkischen Landen einen Sturm der Entrüstung hervorgerufen,
sondern auch zu Verwickelungen mit den auswärtigen Mächte geführt haben würde.
Gehorsam verzichtete Friedrich Wilhelm auch diesmal wieder auf feine
Wünsche in betreff der Clevefchen Statthalterschaft unb verweilte in ben letzten
Lebens- und Regierungsjahren feines Vaters an dessen Seite in Königsberg,
bis er durch den am 1. Dezember 1640 erfolgten Tod des Kurfürsten Georg
Wilhelm zu dessen Nachfolger berufen wurde.
2. Die ersten Regiernngsjahre des Großen Kurfürsten.
Ernst Berner, Geschichte des preußischen Staates. München unb Berlin 1891.
Die Sage bes Laubes war beim Regierungsantritt bes Kurfürsten Friebrich
Wilhelm eine so jammervolle wie damals, als fein Ahnherr Friedrich I. die