44
Ju aller Stille wurden die Vorbereitungen getroffen. In den letzten
Tagen des Mai trat die Armee von Schweinfnrt ans den Zug nach Norden
an. xsn raschen Märschen ward der Thüringerwald überschritten; das falsche
Gerücht, daß die Schweden sich anschickten, Magdeburg zu belagern, spornte zur
höchsten Eile; am 21. Juni wurde Magdeburg erreicht und hier die Gewißheit
gewonnen, daß die schwedische Armee noch in ihren alten Stellungen sich be-
sand, völlig ohne Ahnung des herannahenden Wetters. Mit beschleunigten
Marschen ging es weiter, bei strömendem Regen, aus schlimmen Wegen; ant
2G. früh bei Morgengrauen wurde Rathenow erreicht und der Angriff sofort
beschlossen. Durch eiue glückliche Kriegslist bemächtigte sich der Feldmarschall
Derfflinger der wohlbewachten Havelbrücke; dann allgemeines Vordringen
in die Ltadt von allen Seiten; die schwedische Besatzung war völlig überrascht,
wehrte sich noch anderthalb Stunden in hartnäckigem Straßenkampse; sie wurde
teils niedergemacht, teils gefangen; dann war der wichtige Posten in der Hand
des Kurfürsten.
Hiermit waren der rechte und der linse Flügel der schwedischen Armee,
in Havelberg und in Brandenburg, auseinandergerissen. Ohne Verbindung
miteinander und ohne Kenntnis von der Stärke des Kurfürsten mußten sie
beide danach streben, so schnell als möglich den Rückzug gegen deu Rhin hin
zn gewinnen, um über einen der dortigen Pässe zu kommen und hinter dieser
Linie sich wieder zu vereinigen. Aber eben dies gedachte ihnen der Kurfürst
zu vereiteln, ^eiit Kriegsplan ging dahin, den Feind solange als möglich in
dem Winkel zwischen Havel und Rhin festzuhalten, die Pässe nach Norden hin
ihm zn verlegen und dann mit der inzwischen herangekommenen Hauptmasse
seiner Armee ihn in der geschlossenen Falle zn erdrücken. Schleunigst wurden
unter landeskundigen Führern auf geheimen und schwierigen Wegen einzelne
Abteilungen vorausgesandt, um die RHinpässe zu zerstören oder zu besetzen; die
Brücke in yehrbellin wurde verbrannt, die Pässe von Kremmen und Oranien¬
burg besetzt; aber man hatte fast nur Reiterei zur Verfügung, da die Masse
des Fußvolks noch ziemlich weit aus dem Marsche von Magdeburg her zurück
war, und so konnte die Linie nicht vollständig geschlossen werden. Vor allem
aber galt es, dem Feinde an den Fersen zu bleiben. Wrangel hatte aus die
Kunde von dem yrille Rathenows sich von Brandenburg her, wo er mit seiner
Hauptmacht stand, sofort gegen den Rhin auf Fehrbellin in Bewegung gesetzt.
Am 2(). x\uui trat der Kurfürst die Verfolgung an. Aber die Schweden
hatten einen zu großen Vorsprung, als daß er sie noch hätte abschneiden können,
bei Nauen hatten die braudeuburgischeu Reiter ein siegreiches Gefecht mit der
schwedischen Nachhut; aber den leicht zn verteidigenden, wohlbefetzten Paß von
Nauen gewannen die Schweden glücklich und damit eine kostbare Zeit für die
Fortsetzung ihres Rückzuges. Sobald ihn die Schweden geräumt hatten, noch
in der Nacht des 27. Juni stürmte ihnen die braudeuburgische Avantgarde
unter dem Landgrafen Friedrich von Hessen - Homburg nach. Um 6 Uhr