Full text: Der Große Kurfürst - Friedrich der Große (Bd. 1)

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Ju aller Stille wurden die Vorbereitungen getroffen. In den letzten 
Tagen des Mai trat die Armee von Schweinfnrt ans den Zug nach Norden 
an. xsn raschen Märschen ward der Thüringerwald überschritten; das falsche 
Gerücht, daß die Schweden sich anschickten, Magdeburg zu belagern, spornte zur 
höchsten Eile; am 21. Juni wurde Magdeburg erreicht und hier die Gewißheit 
gewonnen, daß die schwedische Armee noch in ihren alten Stellungen sich be- 
sand, völlig ohne Ahnung des herannahenden Wetters. Mit beschleunigten 
Marschen ging es weiter, bei strömendem Regen, aus schlimmen Wegen; ant 
2G. früh bei Morgengrauen wurde Rathenow erreicht und der Angriff sofort 
beschlossen. Durch eiue glückliche Kriegslist bemächtigte sich der Feldmarschall 
Derfflinger der wohlbewachten Havelbrücke; dann allgemeines Vordringen 
in die Ltadt von allen Seiten; die schwedische Besatzung war völlig überrascht, 
wehrte sich noch anderthalb Stunden in hartnäckigem Straßenkampse; sie wurde 
teils niedergemacht, teils gefangen; dann war der wichtige Posten in der Hand 
des Kurfürsten. 
Hiermit waren der rechte und der linse Flügel der schwedischen Armee, 
in Havelberg und in Brandenburg, auseinandergerissen. Ohne Verbindung 
miteinander und ohne Kenntnis von der Stärke des Kurfürsten mußten sie 
beide danach streben, so schnell als möglich den Rückzug gegen deu Rhin hin 
zn gewinnen, um über einen der dortigen Pässe zu kommen und hinter dieser 
Linie sich wieder zu vereinigen. Aber eben dies gedachte ihnen der Kurfürst 
zu vereiteln, ^eiit Kriegsplan ging dahin, den Feind solange als möglich in 
dem Winkel zwischen Havel und Rhin festzuhalten, die Pässe nach Norden hin 
ihm zn verlegen und dann mit der inzwischen herangekommenen Hauptmasse 
seiner Armee ihn in der geschlossenen Falle zn erdrücken. Schleunigst wurden 
unter landeskundigen Führern auf geheimen und schwierigen Wegen einzelne 
Abteilungen vorausgesandt, um die RHinpässe zu zerstören oder zu besetzen; die 
Brücke in yehrbellin wurde verbrannt, die Pässe von Kremmen und Oranien¬ 
burg besetzt; aber man hatte fast nur Reiterei zur Verfügung, da die Masse 
des Fußvolks noch ziemlich weit aus dem Marsche von Magdeburg her zurück 
war, und so konnte die Linie nicht vollständig geschlossen werden. Vor allem 
aber galt es, dem Feinde an den Fersen zu bleiben. Wrangel hatte aus die 
Kunde von dem yrille Rathenows sich von Brandenburg her, wo er mit seiner 
Hauptmacht stand, sofort gegen den Rhin auf Fehrbellin in Bewegung gesetzt. 
Am 2(). x\uui trat der Kurfürst die Verfolgung an. Aber die Schweden 
hatten einen zu großen Vorsprung, als daß er sie noch hätte abschneiden können, 
bei Nauen hatten die braudeuburgischeu Reiter ein siegreiches Gefecht mit der 
schwedischen Nachhut; aber den leicht zn verteidigenden, wohlbefetzten Paß von 
Nauen gewannen die Schweden glücklich und damit eine kostbare Zeit für die 
Fortsetzung ihres Rückzuges. Sobald ihn die Schweden geräumt hatten, noch 
in der Nacht des 27. Juni stürmte ihnen die braudeuburgische Avantgarde 
unter dem Landgrafen Friedrich von Hessen - Homburg nach. Um 6 Uhr
	        
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