clevischen Händeln hoffe er, die Generalstaaten ihm geneigt zu finden. Am
Schluffe der Rede zeigte er ihnen seine bevorstehende Heirat mit dem „orani-
fchen Fräulein" an. Dieselbe erhielt allgemeine Zustimmung, und die General¬
staaten fetzten der kurfürstlichen Braut ein Jahresgehalt von 20 000 Gulden aus.
Wegeu der heftigen Erkrankung des Vaters der Brems mußten die Ver¬
mählungsfeierlichkeiten aus den engeren Familienkreis beschränkt werden. Den¬
noch entbehrten dieselben nicht der königlichen Pracht. Die fürstliche Braut
trug einen kostbaren Überwurf aus Silberbrokat, der reich mit Brabanter
Spitzen, den herrlichsten Erzeugnissen ihres Vaterlandes, besetzt war. Eine
Krone von Brillanten und Perlen schmückte ihr Haupt. Tie Schleppe ihres
Kleides wurde von sechs Damen, Töchtern der edelsten Familien, getragen.
Ter Kurfürst erschien nicht minder reich gekleidet. Er trug Wams und Bein¬
kleider aus weißem Atlas; die Schöße des ersteren waren mit so vielen Dia¬
manten besetzt, daß man kaum die Farbe desselben unterscheiden konnte. Ans
i>te Vermählung des Kurfürsten mit Luise Henriette sind mehrere Denkmünzen
geprägt worden. Eine derselben zeigt auf der Vorderseite den Kurfürsten und
feine Gemahlin als Kniestücke, ihn im Harnisch mit herabfallendem Haupthaar,
die Kurfürstin, wie gewöhnlich, mit langen Locken, beide sich die Hände reichend.
Eine Hand ans einer Wolke hält über des Kurfürsten Haupt den Kurhut, eine
•andere die Fürstenkrone über dem Haupt der Kurfürstin. Oben über beiden ist
Die Vorsehung durch ein Auge versinnlicht, woraus Strahlen hervorbrechen.
Als Umschrift liest man: Friedrich Wilhelm und L0vysa von Gottes
-Gnaden, Kurfürst und Kurfürst in zu Brandenburg. Aus der
Gegenseite zeigt sich ein Baum, bestrahlt von der Vorsehung, dessen Wurzel
Durch eine aus den Wolken hervorgestreckte Hand begossen wird: im Hinter¬
gründe eine Stadt mit einem Schlosse. Die Umschrift lautet:
Gvtt erhalte Baum und Land
lind verbefsre jeden Stand.
In Rücksicht ans die schwere Krankheit ihres Vaters blieb Luise Henriette nach
Der Vermählung noch einige Zeit im Haag. Statt die Vergnügungen der
Flittern och en zu genießen, weilte sie mit ausharrender Geduld am Krankenbett
-des hinsiechenden Vaters, bis derselbe am 14. März 1647 in ihren Armen
verschied. Nachdem die Leichenfeier vorüber war, nahm das neuvermählte Paar
zunächst seinen Aufenthalt in Cleve, wo Luise Henriette am 21. Mai 1648
ihren erste» Sohn gebar, der die Namen Wilhelm Heinrich erhielt. Leider
wurde ihr derselbe schon am 24. Oktober 1649 durch einen frühen Tod ent-
rissen. Erst ant 10. April *1650 erfolgte der feierliche Einzug des Kurfürsten
mit feiner Gemahlin in Berlin, wo die junge Kurfürstin mit freudigem Jubel
begrüßt und empfangen wurde. Der Kurfürst hatte iit dem nach der Wasser¬
leite zu gelegenen Teile des Schlosses für feine Gemahlin eine Reihe von Ge¬
mächern in holländischem Geschmack herrichten und den vor dem Schlöffe ge-
Mey er, Hoheiizoslernbuch. I. Bd. k