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das Verdienst des Genenils Friedrich Wilhelm tum Bülow. Dieser glückliche
Feldherr (geßorett 1755) entstammte einem Adelsgeschlechte der Altmark, das
sich durch geistige Befähigung hervorthat: sein Brnder war der verdienstvolle
Militärschriftsteller Heinrich von Bülow. Der General von Bülow zeichnete sich
unter den preußischen Heerführern durch eine gediegene imb vielseitige wissen¬
schaftliche Bildung und hohen Kunstsinn aus. In der äußeren Anspruchslosig¬
keit seiner Person kam er Scharnhorst nahe. Der kleine, unscheinbare Mann
verschloß eine starke Leidenschaftlichkeit in seiner Brust: leicht lies; er sich vom
Zorne hinreißen, aber auch nicht schwer besänftigen. Nach seinen militärischen
Ansichten war er ein Vertreter der älteren Kriegskunst; aber bei ungewöhn¬
lichem Scharfblick, den jetzt das Bewußtsein tiefster Verantwortlichkeit noch ver¬
stärkte, gelang es ihm fast stets, den rechten Augenblick zu ergreifen, den Feind
mit gehörigem Nachdruck an der schwächsten Stelle zu fassen.
Bernadotte hatte seine Armee viel zu weit anseinander gezogen. Tie znr
Verteidigung Berlins bestimmten Verschanzunge» im Sumpfland der Nnthc und
Notte waren durch einige Bataillone der Brigade Thümen ungenügend ge¬
schützt : in dem blutigen Gefecht bei Wittstock wurde die preußische Vorhut durch
die Übermacht des Corps Reynier zurückgeworfen. Der Kronprinz vermochte
jetzt seine Macht nicht mehr zu sammeln, indes das französische Heer der Haupt¬
stadt schon auf drei Meilen genaht war. Zur Gegenwehr bereit stand am
23. August Bülow bei Heinersdorf und Tanentzien bei Blankenfelde. In einem
Kriegsrate war am verflossenen Tage die Annahme einer Schlacht beschlossen
worden, obgleich Bernadottes Ausflüchte erkennen ließen, daß es ihm kein rechter
Ernst damit war. Noch am 22. sandte er dem General Tanentzien wiederholte
Befehle, sich in die unmittelbare Nähe Berlins zurückzuziehen; der Preuße ließ
aber diese Weisungen zum Glück nnbefolgt. Am 23. August um 10 Uhr vor¬
mittags wurde Tanentzien vom Corps Bertrand angegriffen; dieses bildete den
rechten Flügel des anrückenden Heeres, während Reynier die Mitte hielt und
das Corps Oudinot sich auf dem linken Flügel anschloß. Tanentzien setzte sich,
indem er im Walde Deckung nahm, dem angreifenden Feind entgegen; dieser
ging aber nach einem unbedeutenden Artilleriegefecht zurück; es war hier an¬
scheinend nur auf eine Anskundung abgesehen. Um 3 Uhr nachmittags stieß die
sächsische Division Sahr vom Corps Reynier mit der Vorhut Bülows zusammen,
welche sich in Großbeeren festgesetzt hatte. Die preußischen Bataillone wichen
fechtend langsam auf Heiuersdorf zurück. Bülow erhielt gerade Befehl vom
Kronprinzen, sich mit seinem Corps nach dem Weinberg bei Berlin (heute
Kreuzberg) zurückzuziehen, als er mit aller Macht zum Augrisf gegen Reynier
vorging; den Oberfeldherrn ließ er durch den Major von Reiche auffordern,
ihn durch eine Bewegung gegen die linke Flanke des Feindes zu unterstützen.
Bülow eröffnete den mit überlegener Macht ausgeführten Angriff durch das
Feuer von 82 Geschützen und ließ, ^mchbem er hierdurch die Stellung des
Feindes erschüttert, die drei Brigaden Hessen-Homburg, Krafft und Thümen