Full text: König Friedrich Wilhelm II. - König Friedrich Wilhelm IV. (Bd. 2)

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Kommando, in Schlesien bleiben. Der nutzlose Hin- und Hermarsch der Trup¬ 
pen, der sich daraus ergab, ist aber nicht ohne Bedeutung für die folgenden 
Ereignisse gewesen. 
Es blieben also die Corps von Net), Lanriston, Macdonald und Sebastianis 
Reiterei in Schlesien zurück; eine Heeresmasse, die Napoleon selbst, allerdings 
zn hoch, auf 100 000 Mann angab. Den Oberbefehl sollte Macdonald führen. 
Die Hauptaufgabe dieses Heeres bestand darin, die schlesische Armee der Gegner 
im Schach zu hatten und sie zu hindern, daß sie weder gegen Zittau aus die 
französischen Verbindungen marschiere, noch in nördlicher Richtung gegen Oudinot 
ziehe. Macdonald solle die Gegner bis über Jauer zurückwerfen und dann 
eine feste Stellung am Bober beziehen; wenn Blücher zur Offensive schreite, 
solle er sogleich mit vereinigter Macht auf ihn losgehen und die Initiative er¬ 
greifen. Nachdem der Kaiser diese letzten Weisungen gegeben, verließ er am 
Mittag des 23. August Löwenberg mit) eilte gegen Görlitz. 
Marschall Macdonald setzte sich am Morgen des 26. August in Bewegung, 
um die Befehle feines Kaisers auszuführen. Er dachte sich das feindliche Heer 
entweder bei Jauer oder noch weiter rückwärts und schob gegen Liegnitz und 
Jauer starke Abteilungen vor, um die Flügel des Feindes zu umfassen und ihn 
am andern Zage anzugreifen. Daß Blücher bereits wieder im Vorrücken be¬ 
griffen war, ahnte er eben so wenig, als er beim Überschreiten der Katzbach 
Widerstand erwartete. Sorglos auf dem Marsch begriffen und auf eine Schlacht 
tut diesem Tage noch nicht vorbereitet, ward er von deut Angriff des preußi¬ 
schen Feldherrn vollkommen überrascht. 
Das Schlachtfeld, auf dem beide Armeeen zusammentrafen, liegt ant rechten 
Ufer der Katzbach und wird durch die wütende Neiße in fast senkrechtem Lauf 
von Süden nach Norden durchschnitten. Die Katzbach wie die Neiße sehen bei 
niederem Wasserstande wie unbedeutende Bäche aus, schwellen aber nach Art 
der Gebirgswasser bei Regengüssen, wie sie jetzt stattfanden, rasch und reißend 
an. Beide sind von steilen Thalrändern eingeschlossen, besonders ant rechten 
Ufer der wütenden Neiße; hier erhebt sich ein ansehnliches Platean, das gegen 
Liegnitz hin sich allmählich senkt, nach dem Bache zu in Schluchten und Hohl¬ 
wegen steil abfällt. Dort liegen ant rechten Ufer hinab die Dörfer Brechtels- 
hof, Bellwitzhof, Ober- und Niederweinberg, Schönau nnd Dohnan, in dessen 
Nähe die Neiße in die Katzbach mündet. Auf dein linken User erhebt sich von 
Jattcr gegen Goldberg der Mönchswald, ein bewaldeter Gebirgsrücken mit 
steilen Abfällen und durchschnittenem Terrain; zwischen ihm und dem Ufer, beim 
Dorfe Hennersdorf, anderthalb Stunden von Jauer, ist eine natürlich starke 
Stellung, deren Front durch einen Bach gedeckt wird, während die rechte Seite 
sich an die wütende Neiße, die linke au den Mönchswald anlehnt. Das war 
das Terrain, auf welches ant Morgen des 26. August die schlesische Armee zur 
Schlacht vorrückte: Sacken rechts von der Katzbach, von Eichholz gegen Liegnitz 
hin als rechter Flügel, Aork im Centrum au der wütenden Neiße, daran an-
	        
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