Full text: König Friedrich Wilhelm II. - König Friedrich Wilhelm IV. (Bd. 2)

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Tas zweite Bataillon bey Leib reg iments erhielt sofort ben Befehl, vorzu¬ 
rücken, bie nnberat Bataillone sollten folgen. Horn setzte sich an bie Spitze bes 
zweiten Bataillons unb führte es zu beut vorher erwähnten Verbinbungs- 
graben. Von einer Kugel getroffen, brach sein Pferb zusammen, unb ber Ab- 
jntant bes Generals rief: „Herr Jesus, ba ist ber General gefallen!" — 
»Hat sich was zu herrjesussen, helft mir von beut Pferbe!" ertönte bie Stimme 
bes Generals. 
„Ter Alte", sagt bie Geschichte bes Leibinfanterieregiments, „arbeitete sich 
mit einem kräftigen Fluch hervor, ergriff bas Gewehr eines erschossenen Mus¬ 
ketiers unb rief: ,bem Tinge ba muß ein Enbe gemacht werben; ein Hnnbsfott, 
wer noch einen Schuß thut! Zur Attaque Gewehr rechts!‘ Unb allen voran, 
burchwntctc er ben Morast: bas Bataillon marschierte in Linie aus, hinter 
ihm her, auf bei. Wall, mit bem Bajonett dem Feinbe zu Leibe." 
Tie feinblichen Tiraillenrs, welche ein solches Übersetzen ber Lachen unb 
bes Sumpfgrabeus für unmöglich gehalten hatten, lu ich eit bestürzt zurück, aber 
auch bie dahinter befindlichen Bataillone verloren bie Fassung unb liefen hinter 
ben zweiten Tamm, von beut der Sauanger eingefaßt ist, wurden aber verfolgt 
unb verhindert fiel) bort festzusetzen. Währenbbessen waren mich bie brei 
Geschütze ber Brigabe Horn heraugekommeu. Ta ber Sturm gelungen war, 
schien in ber Siegesfreube nichts zu schwer zu sein, unb vereinte Kraft machte 
sich baran, bie Geschütze bind) beit Sumpfgrabe» zu schaffen. Es gelang 
wirklich mit einem Geschütz, welches glücklich ben Tamm in bie Höhe gezogen 
wurde. Sogleich feuerte bieses in größter 9?tihe unb mit großer Wirkung 
mehrere Kartätschlage» ab, wobnrch ber Feinb genötigt würbe, im Torfe Schutz 
zu suche». 
Auch Oberst Weltzie» hatte jetzt mit seinen betbe» Laubwehrbatailloueu 
de» Tamm erstiege». Bo» beibe» Seite» ging es nun gegen bas Torf vor, 
bas enblich — gegen 1/24 Uhr — bem Feinde entrissen wurde. 
Schon vorher hatte Blücher das ganze Corps von Langero» über die 
Elbe gehen lassen. Ta die Entscheidung sich verzögerte und der große Verlust 
bedenklich wurde, entschloß er sich, mit einem Teile über Blebbi» beut Prinzen 
von Mecklenburg zu folgen, mit dem andern Teil Wartenburg auf der rechten 
Seite anzugreifen und so durch überlegene Kräfte die Entscheidung zu erzwingen. 
Ui» die russischen Soldaten vorher durch einige Worte zu erwärmen, ritt er an 
die Massen heran, forderte den russischen General Kern auf, seine Worte zu 
verdolmetschen, und rief ihnen zu: „Ihr alten Moskowiter, Ihr habt Euren 
Feinden noch nie ben Rücken gekehrt — ich werbe mich an Eure Spitze setzen 
— Ihr sollt bie Kerls, bie Franzosen, ba angreifen; ich weiß, Ihr werdet 
ihnen auch heute nicht ben Rücken zeigen — Pa sch oll! (Marsch!)" Mit un¬ 
beschreiblicher Begeisterung setzten sich bie Truppen in Bewegung, als bie 
Melbnng kam, General Hont habe ben Tamm bei Wartenburg erstürmt, 
worauf natürlich bas Vorgehen ber Russen unterblieb.
	        
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