Full text: Geschichte des Mittelalters und der Reformationszeit (Teil 8)

§ 5. Die christliche Kirche. 27 
sei, fehlte es an Streitkräften. Nur in den Gebirgen des Nordens be- 
hanpteten gotische Flüchtlinge ihre Unabhängigkeit. 
5. Das Langobardenreich in Italien.^) Bereits 13 Jahre nach Die Langobarden 
der Wiedereroberung wurde Italien zum größten Teile von neuem dietn 3taIten 568' 
Beute eines germanischen Stammes. König Alboin, der kurz vorher semn. 
mit Hilfe der Awaren, eines mongolischen Hirtenvolkes, das Gepiden- 
reich (an der mittleren Donau) zu Fall gebracht hatte, führte im 
Jahre 568 die Langobarden über die Ostalpen heran. Nach und 
nach geriet fast das ganze Land unter deren Herrschaft. Nur das 
Exarchat von Ravenna^), Venedig, Rom, Neapel und zwei südliche 
Halbinseln blieben dem Kaiser erhalten. Pavia wurde zum Königssitz 
erhoben. In den eroberten Landschaften wurden Herzöge eingesetzt, die 
sich zum Teil selbständig zu machen wußten.3) Die Annahme des Annahme des 
Katholizismus, die eine schnellere Verschmelzung mit den Romanen zur Sat^Dlt8t§mu8- 
Folge hatte, brachte jedoch den Langobarden nur vorübergehenden Vor- 
teil. Denn das Papsttum, welches die in Byzanz neu ausgebrochenen 
kirchlichen Wirren zur Erwerbung der Unabhängigkeit benutzt hatte 
und nach den Besitz der römischen Landschaft strebte, veranlaßte im Das 
8. Jahrhundert den Untergang ihres Reiches durch die stärkerenf ™®°t unte^bte 
Franken (774).4) gran!en m- 
§ 5. Die christliche Kirche. 
1. Der Sieg des Christentums und der geistliche Stand. Mit Vollständiger 
der Schließung des letzten Göttertempels in Italien (529) und der Auf- d°s Christentums 
Hebung der athenischen Lehrstühle der Philosophie war der äußere Sieg des 529. 
Christentums über das Heidentum, das schon Theodosins durch strenge 
Strafen auszurotten gesucht hatte (392), entschieden. _ Thatsächlich freilich 
haftete es noch nicht tief genug in den Herzen derer, die es mit den Lippen 
bekannten. Denn vor Theodosius' Erlaß gehörten ihm im wesentlichen nur 
Leute niederen Standes in den Städten und im Heere an; die Hauptmasse 
der höheren Schichten und die Landbevölkerung, in Gallien und Spanien 
wohl neun Zehntel der ganzen Seelenzahl, war auf einmal eingetreten und 
hatte infolgedessen eine große Menge heidnischer Gebräuche, die nur etwas ab- 
geändert wurden, beibehalten. Nachdem dann die Völker arianischen Glaubens Der Katholi- 
ihren Untergang gefunden oder sich bekehrt hatten, war der Katholizismus Staatsreligion, 
alleinige Staatsreligion. 
Längst hatte sich ein eigener geistlicher Stand herausgebildet. Aus Geistlicher Stand, 
den „Älteren" der ersten Christengemeinden (Presbyter) waren Priester 
1) S. bei Erler I 346 f. 
2) Der Küstenstrich von der Pomündung bis Rimini, der unmittelbar unter 
dem Exarchen (Statthalter) stand, nebst der Pentapolis bis Ankona. 
3) So die Herzöge von Spoleto in Mittelitalien und Benevent in Sndnalren. 
4) Die Sagen und Geschichten seines Volkes hat der Diakon Paulus zur Zeit 
Karls d. Gr. niedergeschrieben: Pauli historia Langobardorum.
	        
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