5. Kleisthenes von Sikyon.
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dem seine Sikyonier gehörten, die Ehre einer Schutzherrlichkeit
über das Nationalheiligthum der Griechen zuzuwenden und da¬
durch Sikyous Glanz und Ansehen zu erhöhen. Er verband
sich mit dem jonischen Athen, dessen Angelegenheiten damals der
weitsichtige Solon leitete, und erwirkte mit Solon in dem Rathe
der Amphiktyonen, der Bundesversammlung der zum Schutze des
delphischen Heiligthums zusammengetretenen griechischen Völker¬
schaften, den Beschluß, mit Waffengewalt den Frevel der Krisäer
und Kirrhäer zu bestrasen.
Dieser sogenannte erste heilige Krieg ward von der Macht
Athens und Sikyons unternommen, denen sich die Wehrkraft
der Thessaler unter dem Skopaden Eurylochos anschloß. Mit
Eurylochos theilte Kleisthenes die Anführung des Krieges. Krisa
ward gebeugt, aber welches Schicksal ihm ward, ist nicht bekannt.
Langen hartnäckigen Widerstand leistete Kirrha mit seinen hohen
Ringmauern. Aber Kleisthenes schnitt ihm mit seiner Flotte die
Zufuhr zur See ab und eroberte endlich die Stadt nach mehr¬
jährigem Kriege. Dies geschah im 3. Jahre der 47. Olympiade,
590 v. Chr. Die Stadt wurde zerstört und die ganze umliegende
Ebene dem delphischen Gotte geweiht, dessen Besitz sich dadurch
bis zum Meere ausdehnte; das mit Frevel bedeckte Land blieb
nngepflügt und uubepflanzt liegen, den Heerden des Gottes zur
Weide. Kleisthenes baute zum Andenken an diesen Sieg von der
Beute eine prächtige Marmorhalle am Markte zu Sikyon, der
Zehnte der gesammten Beute aber wurde auf Beschluß der Bundes¬
genossen dazu verwendet, die pythischen Spiele zu Delphi zu
erweitern und zu größerem Glanze zu erheben. Sie waren bisher
alle 8 Jahre gefeiert worden, und die Wettkämpfe hatten nur
in Musik und Dichtkunst bestanden; seit der Besiegung Kirrha's
hielt man sie, wie die olympischen Spiele, alle 4 Jahre ab und
fügte zu den bisherigen Wettkämpfen auch noch gymnastische
Spiele und Wagenrennen. Kleisthenes selbst gewann bei der
zweiten Feier einen Preis mit dem Viergespann.
Durch diesen glücklichen Erfolg seiner Waffen im Dienste des