Das Verdienst, die Niederlage des böhmischen Heeres abgewendet zu haben, 
gebührt nächst dem Heldenmuthe der bei Wachau kämpfenden Truppen aber¬ 
mals Blücher. Während Napoleon wähnte, er befinde sich noch jenseits der 
Saale, war der Unermüdliche, sobald ihm der herüberschallende Kanonendonner 
den Beginn der Schlacht verkündigte, unverzüglich aufgebrochen, um den Feind, 
er stehe wo er wolle, anzugreifen und dadurch zu verhindern, daß er seine uu- 
getheilte Kraft gegen das böhmische Heer wende. Seine Absicht wurde voll¬ 
ständig erreicht. Eben war Marschall Marmont im Begriff nach Wachau abzu- 
marschiren, als ihn das Erscheinen der schlesischen Armee nöthigte, bei Möckern 
Stand zn halten. Dem Corps von Jork fiel die Aufgabe zu, das feste Dorf zu 
nehmen, mit unvergleichlicher Tapferkeit stürmten die Preußen an, wiederholt 
geworfen drangen sie immer von Neuern vor, um jedes Gehöft, selbst zwischen 
den Flammen der brennenden Häuser, wurde mit der äußersten Erbitterung ge¬ 
stritten, zuletzt blieb Möckern im Besitz der Preußen und Marmont mußte sich 
mit schwerem Verluste bis an die Thore Leipzigs zurückziehen. Erst die Nacht 
endete hier, wie bei Wachau, die Blutarbeit, deren gräßliche Spuren in der 
Dunkelheit von der Lohe der brennenden Dörfer beleuchtet wurden. 
Der Ausgang der Schlachten bei Wachau und Möckern raubte Napoleon 
die letzte Aussicht auf eine günstige Wendung, vielmehr schwebte er nun in Ge¬ 
fahr, durch die immer mehr anschwellende Uebermacht der Verbündeten voll¬ 
ständig erdrückt zu werden. Aber zu stolz, um das einzige Rettungsmittel, das 
ihm übrig blieb, schleunigen Rückzug, zu wählen, hoffte er mit Friedensvor- 
schlägen, die er seinem Schwiegervater durch den gefangenen General Merveldt 
machte, seinen Untergang abzuwenden. Er bot die Abtretung aller Eroberungen 
jenseits des Rheins, die Unabhängigkeit Italiens, der pyrenäischen Halbinsel 
und Hollands, Bedingungen, die Oesterreich zu Prag mit Freuden ergriffen 
haben würde, die aber jetzt nicht einmal einer Antwort gewürdigt wurden. So 
mußte er denn am 18. Oetober den Kampf unter viel ungünstigeren Verhält¬ 
nissen wieder ausnehmen. Ringsum von Feinden umstellt, wehrten sich die 
Franzosen den ganzen Tag über mit dem Muthe der Verzweiflung, und bei 
Probsthaide und Stötteritz, wo Napoleon die Schlacht in Perfon leitete, gelang 
es den Verbündeten nicht, Fortschritte zu machen. Dagegen griff nun endlich 
auch das Nordheer erfolgreich in die Schlacht ein, nachdem Blücher dem Kron¬ 
prinzen dadurch, daß er ihm, fein unbilliges Verlangen gewährend, das Corps 
Langeron's abtrat, den letzten Vorwand für fein Zurückbleiben entzogen hatte, 
und Bülow warf den Feind bis vor die Stadt zurück, während sich Längeren 
nach einem wüthenden Kamps im Besitz von Schöneseld behauptete. Am Nach¬ 
mittag des 18. Oetober gingen 3000 Mann Sachsen zu den Verbündeten über. 
Entrüstung über Napoleons Undank, der ihrem Verhalten öffentlich die Schuld 
an der Niederlage bei Dennewitz aufgebürdet hatte, Scharn über die entwür¬ 
digende Rolle, die sie spielten, und die Ueberzeugung, daß ihr König in seinen 
Entschließungen nicht frei fei, bestimmten sie zu diesem Schritt, der weniger 
durch ihre Zahl als durch den moralischen Eindruck, den er machte, von Be¬ 
deutung war. 
Napoleon wußte schon seit dem Morgen, daß er nur noch um den Rückzug 
kämpfe, aber dies einzugestehen, kostete ihm so große Selbstüberwindung, daß er 
darüber die rechtzeitigen und hinreichenden Vorbereitungen zu demselben ver¬ 
säumte. Sobald es Nacht geworden war, nahm er seine Truppen in die Stadt 
Zurück, und nun begann das französische Heer sich in wirrem Durcheinander der
	        
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