Full text: Das Deutsche Reich unter den sächsischen, den fränkischen und den hohenstaufischen Kaisern (Bd. 5)

Otto I., der Große. 7 
Feinde ihrer aller, sie sollten allein auf die Verteidigung ihres 
Vaterlandes und ihrer Angehörigen bedacht sein; bald würden sie 
sehen, daß die Feinde den Rücken kehren würden, wenn sie, mann¬ 
haft kämpfend, standhielten. Durch diese vortrefflichen Worte an¬ 
gefeuert, und da sie ihren Feldherrn bald unter den Vordersten, 
bald in der Mitte und bei den Letzten weilen sahen und vor ihm 
den Engel — mit dessen Namen und dem Bildnis war nämlich 
das vornehmste Feldzeichen geziert —, gewannen die Krieger Zu¬ 
versicht und große Standhaftigkeit. Der König aber besorgte, daß, 
wie es auch eintraf, die Feinde beim Anblick der geharnischten Ritter 
sogleich die Flucht ergreifen möchten; so sandte er ein Fähnlein 
Thüringer mit nur wenig Rittern, damit jene die leicht Bewaffneten 
verfolgen und bis ans Heer herangelockt werden möchten. Und so 
geschah es; aber nichtsdestoweniger flohen sie, sobald sie das ge¬ 
wappnete Kriegsvolk erblickten, so daß auf 8 Meilen Weges kaum 
einige wenige getötet oder gefangen genommen wurden; das Lager 
aber wurde erstürmt und sämtliche Gefangenen befreit. 
Zuletzt, als er alle Völker im Umkreise bezwungen hatte, be¬ 
schloß er, nach Rom zu ziehen, unterließ aber, von Krankheit erfaßt, 
den Zug. Und da er nun fühlte, daß er der Krankheit unterliegen 
würde, rief er alles Volk zusammen, und bestimmte seinen Sohn 
O d d a zum Könige, während er auch an seine übrigen Söhne Güter 
und Schätze verteilte; den Odda aber, den ältesten und tüchtigsten, 
setzte er über seine Brüder und das ganze Reich der Franken. Als 
er so sein Testament in aller Ordnung gemacht und alle seine An¬ 
gelegenheiten gebührlich geordnet, starb er, der großmächtige König 
und der größte der Könige Europas, an jeglicher Tugend der Seele, 
wie des Körpers keinem nachstehend, und hinterließ einen Sohn, 
noch größer als er selbst, und diesem Sohne ein großes, weites 
Reich, welches er nicht von seinen Vätern ererbt, sondern durch 
eigene Krast errungen und Gott allein zu verdanken hatte. Es war 
aber die Dauer seiner Regierung 16 Jahre, die seines Lebens un¬ 
gefähr 60. Sein Leichnam wurde von seinen Söhnen nach Quidi- 
lingaburg gebracht und unter dem Jammer und den Thränen vieler 
Völker in der Kirche des heiligen Petrus vor dem Altare bestattet. 
2. Otto I. ber Große. 
Widukind, Sächsische Geschichten, II, 1, 2; III, 7—10, 44, 46, 48, 63; — 
Fortsetzung des Negino 962, 967*); — Widukind, Sächsische Geschichten, 
III, 75 u. 76. 
KrönungOttos — die Erzämter. Nachdem nun also 
der Vater des Vaterlandes und der größte und beste der Könige, 
*) Übersetzung von Büdinger (Geschichtschreiber der deutschen 
Vorzeit).
	        
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