Full text: Vom Regierungsantritt Friedrichs des Großen bis zum Wiedererstehen des Deutschen Reiches (Bd. 8)

Die Zeiten d. Bundestags; — Friedr. Wilhelms III. fernere Regierung. 69 
lodern pflegten. Wenige Tage später erschienen die Männer, 
welche Haussuchung bei mir hielten und meine Papiere zusammen¬ 
packten und versiegelten. Im Herbste des folgenden Jahrs 1820 
bin ich in meiner amtlichen Wirksamkeit still gestellt und einer 
langen gerichtlichen Untersuchung unterworfen worden. Ich habe 
durch sie und ihre Folgen mehrere schöne Jahre verloren, wohl die 
letzten, wo mir noch einige Kraft übrig blieb. In meiner Wirk¬ 
samkeit gehemmt bin ich geblieben, Wiederherstellung in meine 
Amtsthätigkeit habe ich nicht erlangen können, bin endlich mit 
Beibehaltung meines vollen Gehalts in den Ruhestand gesetzt 
worden. In dieser schweren und jeden menschlichen Stolz 
demütigenden Prüfungszeit habe ich Gott und meine Freunde 
kennen gelernt, und das war freilich eine große Freude im Leide. 
Aber es sind auch gewesen, die mich unter dem Titel, ich sei in 
diesen Gegenden ein gefährlicher Mann, wohl gern irgend wohin 
wie ins Elend geschickt hätten. Doch habe ich die Gnade und 
Gerechtigkeit meines Königs dafür zu preisen, daß ich in meinem 
Gärtchen am Rhein habe wohnen bleiben dürfen. Die Geschichte 
dieser Untersuchung darf und kann ich, wie der Tag steht, nicht 
schreiben. Die allgemeine Anklage lautete auf Teilnahme an ge¬ 
heimen Gesellschaften und bösen Umtrieben, die dem deutschen 
Vaterlande gefährlich werden könnten. Ich bin davon freigesprochen. 
Aber meine trotzige und harte Natur — durch wie viele 
Demütigungen hat sie lernen müssen, daß ich für das liebe Vater¬ 
land auch noch meinen Marterweg von Leiden zu laufen, daß ich 
auch noch meine Wunden zu holen hatte, da ich mich auf Schlacht¬ 
feldern , nicht unter Kugeln und Schwertern umgetummelt hatte. 
Ich habe es, nachdem ich mich über die ersten Plagen besonnen und 
gefaßt hatte, wirklich so hingenommen als ein Verhängnis des 
ausgleichenden und gerechten Gottes, der mich für manche trotzige 
und kühne Worte hat bezahlen lassen wollen, und dies hat mich — 
wofür ich Gott noch mehr danke — vor jener Erbitterung und Ver¬ 
finsterung behütet, wodurch die meisten in solche Geschichten ver¬ 
flochtene Männer traurig untergehen. — Ich habe feit jenem Unglück, 
das mich aus meiner akademischen Wirksamkeit fetzte, Jahre durch 
mehr geträumt und gespielt, als recht ist, habe auch bei einer zahl¬ 
reichen Familie und bei manchen anderen Verlusten, welche die 
Zeit mit sich gebracht hatte, mich nach meiner Decke strecken und 
zusammenziehen lernen müssen. — 
Einwirkung der Juli- Revolution: erneute 
Einheits- und Freiheitsbestreibungen. (G. Frei;tag:) 
Die französische Juli-Revolution erregte einen Sturm in 
den Völkern Europas. Überall durch ganz Deutschland war von 
den Tagen der Pariser Barrikaden bis zum Hamb ach er Fest der
	        
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