Full text: Vom Regierungsantritt Friedrichs des Großen bis zum Wiedererstehen des Deutschen Reiches (Bd. 8)

72 Vom zweiten Pariser Frieden bis zur Wiederherstell, d. Deutsch. Reiches. 
Charte) gleichsam als zweite Vorsehung eindränge. 
Ferner beklagte er sich über den Geist der Auflockerung zum Um- 
iur bte deutsche Treue und preußische Ehre, und 
endlich die große Opposition des Unglaubens abwehrend, rief er 
Mit Begeisterung aus: „Ich und mein Haus wollen dem Herrn 
dienen. Allem die Opposition kehrte sich nicht an diese schönen 
Worte, sondern setzte sich gleich in der Errungenschaft des vereinig¬ 
ten Landtages sest, um mit vereinter Kraft auf ihre Zwecke hin¬ 
zuarbeiten. und antwortete dem König mit einer Adresse, worin sie 
die Rechte der künftigen Repräsentativverfassung reklamierte und 
verwahrte. Der König blieb bei seinem Patent stehen und ließ sich 
von der Adresse nicht hinreißen; aber neue, aus ihn gebaute Hoff¬ 
nungen wurden damals geweckt durch eine merkwürdige Schrift des 
Generals von Nadowitz, eines dem König persönlich engver- 
trauten Mannes, der Preußens Mission in einer innigen Ver¬ 
schmelzung der specifisch preußischen und der deutschen Gesamt- 
kannt Un^ ™ e^ner ^urdf) motivierten Bundesreform er- 
, olutionsbewegungen des Jahres 1848. Wie 
früher die Julirevolution, so gab auch die Februarrevolu- 
ti o n betn benachbarten Deutschland einen Stoß gleich dem eines 
Erdbebens. Diesmal aber war die Erschütterung viel stärker und 
dauerte langer, weil schon vorher in Deutschland alles unterwühlt 
und ausgelockert war. Die politische Freiheit, wie sie seit Grün¬ 
dung der deutschen Verfassungen überall verstanden und verlangt 
worden war, nach dem Beispiel der französischen Charte und nach 
der Doktrin des Rotteck-Welckerfchen Staatslexikons, wurde in 
allen deutschen Staaten gleich im Beginn der Märzrevolution durch 
massenhafte Kundgebungen der Konstitutionellen wie im Sturm er¬ 
obert und von den Regierungen fast ohne Widerstand gewährt. 
Die namhaften Führer der bisherigen liberalen Kammeroppo- 
sitlonen wurden überall zu Ministern ernannt. Monarchie und 
Aristokratie warfen sich diesen Konstitutionellen unbedingt in die 
t me:' Don ^nen geschützt zu werden, während sich eine demo¬ 
kratische Partei bildete, welche, mit der konstitutionellen Monarchie 
und ihren Bürgschaften nicht zufrieden, die Republik verlangte und 
überall ^ollstumulte, Brand und Zerstörung hervorrief. Die Be¬ 
wegung begann am Oberrhein. Kaum war die erste Nachricht von 
dem Siege des Volkes in Paris angelangt, so wurde am 
27 Februar auf freiem Felde bei Mannheim eine große Volks¬ 
versammlung abgehalten, und hier wurde die Forderung eines 
deutschen Parlaments, der Preßfreiheit, der Volksbewaffnung, der 
Schwurgerichte erneuert und als vier Punkte in eine Adresse zu¬ 
sammengefaßt, die dem Großherzog von Baden gebracht werden
	        
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