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Geschichte.
Geschrei: er sei ein Gotteslästerer, denn diese Behauptung wider¬
streite offenbar der Bibel, wo es bei Josua heiße, die Sonne
habe aus Gottes Befehl am Tage der Schlacht mit den Amo-
ritern still gestanden; daraus folge also, daß sie sich bewege,
und dies abzuleugnen und den Ausspruch der Bibel zu verwer¬
fen, sei ein Verbrechen. Galilei lächelte über die Einfalt dieser
Leute und suchte sie zu überzeugen, daß jene Stelle in der hei¬
ligen Schrift ja nicht wörtlich zu nehmen sei, daß es ganz unver¬
ständlich gewesen wäre, vom Stillstand der Erde bei jener Schlacht
zu sprechen, und daß man in der Natur manches so annimmt,
wie es erscheint, und nicht, wie es wirklich ist. Dennoch bewirk¬
ten seine Widersacher eine gerichtliche Untersuchung gegen ihm
Er wurde gezwungen, die Lehre von der Bewegung der Erde
zu widerrufen, und zum Gefängniß verurtheilt. Bald entließ
man ihn jedoch der Haft und verwies ihn auf ein Landgut, wo
seine Freunde und Gönner durch Beweise der innigsten Ver¬
ehrung den unschuldigen Dulder aufzurichten suchten.
Die zusammengesetzten Vergrößerungsgläser, Mikroskope
genannt, gehören ebenfalls zu Galileis Erfindungen. Voll Freude
über die dadurch gemachten Entdeckungen in der Natur schrieb er
an einen Gelehrten: „Mit welcher Bewunderung schaue ich hier
die kleinsten Thiere an! Wie abscheulich erscheint der Fchh, wie
schön die Mücke und der Kellerwurm! Kurz, man hat hier
Gelegenheit, die Größe der Natur und ihre unaussprechlich fei¬
nen Bildungen zu betrachten."
In seinem Alter hatte er das Unglück taub zu werden; später
erblindete er auf das eine Auge ganz und mit dem andern sah er
auch nur wenig. Gewiß hatte er sein Gesicht während der anhal¬
tenden Beobachtungen zu sehr angestrengt. Zwei Jahre vor seinem
Tode schwand ihm auch das letzte Licht; die Augen, die so viel
gesehen, so viel entdeckt hatten, waren für immer geschlossen. Er
starb im 78. Jahre 1642.
<• Der dreißigjährige Krieg. W?- }?■
Dieser langwierige Krieg, welcher Deutschland verwüstete
und in große Verwirrung setzte, brach in Böhmen aus. In der
kleinen Stadt Klostergrab und in Braunau erbauten die
lutherischen Unterthanen eigenmächtig, gegen den Willen ihrer
Gutsherren, Kirchen. Auf den Befehl des Kaisers Matthias
wurde die Kirche zu Klostergrab niedergerissen, die zu Braunau
gesperrt, die unruhigen Bürger setzte man ins Gefängniß. Eine
allgemeine Bewegung unter den Protestanten erfolgte darauf. Sie
schrieben an den Kaiser, allein er entgegnete mit Drohungen.
In Prag brach jetzt eine Empörung aus. Abgesandte der