24 Der peloponnesische Krieg.
Homer als Lobredner noch irgendeinen Dichter, der durch seine
Verse zwar für den Augenblick Freude und Begeisterung erweckt,
während die Wirklichkeit hernach seine Ansicht von den Tatsachen
zerstört. Nein, alle Meere und Länder hat uns unsere Kühnheit
aufgeschlossen, allenthalben haben wir bleibende Denkmäler unserer
rauhen Machtäußerung wie auch unserer Segensentfaltuna auf¬
gerichtet. Von solcher Art ist der Staat, für welchen
diese unsere Mitbürger so heldenmütig gefochten
und für dessen Erhaltung sie ihr Leben geopfert
haben. Und für ein solches Vaterland alle Mühsale willig auf
sich zu nehmen, muß für jeden von uns Überlebenden heilige
Pflicht sein.
Diesen Männern also bestrebt euch nachzueifern und
verachtet die Gefahren des Krieges in der Überzeugung, daß das
Glück durch die Freiheit und die Freiheit durch den Mut ge¬
schaffen wird. Denn ihr Leben in die Schanze zu schlagen ist
nicht ein Vorrecht der Elenden, die sich keine Hoffnung auf Glück
machen dürfen. Nein, viel eher kommt dies denen zu, deren Leben
der Gefahr eines umgekehrten Wechsels, vom Glück zum Unglück,
unterworfen ist und die irrt Falle eines Mißgeschickes den Unter¬
schied am heftigsten zu empfinden haben. Denn für einen Mann
von stolzer Gesinnung ist die durch Untätigkeit verursachte schmach¬
volle Erniedrigung schmerzlicher als der Tod, der überdies, wenn
er bet unerschrockener Gemütsverfassung und froher Zuversicht
für das 55ctterIctTtb erlitten totrb, fettte Tchrecken bcrltert.
®a^er föill ich auch euch, ihr Eltern unserer gefallenen
Mitbürger, soweit ihr anwesend seid, weniger beklagen als zu
trösten suchen. Denn ihr wißt ja, daß ihr durch mannigfache
Widerwärtigkeiten hindurch euer Leben habt führen müssen. Glück¬
lich ist also der zu preisen, der ein so herrliches Ende gesunden
hat, wie diese unsere Brüder, glücklich aber auch ihr Angehörigen
in Anbetracht eines so ehrenvollen Anlasses zur Trauer ins¬
besondere auch alle die, denen es vom Geschick beschieden worden
ist, das irdische Glück zu genießen und mit dessen Ende zugleich
ihr Dasein abzuschließen. — Suchet euren Trost in dem Nach¬
ruhm eurer Kinder. Denn die Ehre ist das einzige unzerstörbare
Gut, und auf der Altersstufe, wo man nicht mehr persönlich viel
wirken kann, schöpft man feine schönste Freude nicht aus der Ge¬
winnsucht, wie manche behaupten, sondern aus der ehrerbietigen
Beurteilung durch die Mitwelt.
Ihr aber, die ihr als Sohne oder Brüder der Gefallenen
hrer fett), werdet eine schwierige Ausgabe haben (wenn ihr hinter
ihnen an Ruhm nicht zurückbleiben wollt, da die Anerfennuna
den Lebenden nie so neidlos zugestanden wird, wie den Toten). —