Full text: Der deutsche Krieg 1866 (Teil 2)

zurückgezogen, da wir die Eisenbahn zwischen Glmütz und 
Lundenburg zerstört und besetzt haben seit vorgestern und 
damit den ersten Zuß auf ungarischen Boden setzten. Die 
geschlagene Armee wird sich größtenteils wohl nach preß- 
burg und Lomorn zurückgezogen haben, so daß wir bei 
IVien nur Teile der geschlagenen Hord'Hrmee und der 
italienischen Armee finden dürften. Diese werden sich in 
den Verschanzungen von Wien uns gegenüberstellen, und 
da wird also voraussichtlich noch mancher brave ZTTanrt 
bluten und fallen. 
Seit gestern nachmittag hat Bismarck plötzlich wieder 
seinen nervösen Rheumatismus im Bein bekommen, was 
ich, wenn der Zustand andauerte, für ein Unglück von 
großer Tragweite halten würde. 3ch hatte gehofft, er 
würde sich während des Seldzuges eine andere Lebens¬ 
weise angewöhnen, die seinen Nerven aufhülfe; aber er ist 
unverbesserlich, arbeitet die Nächte, weil er die halben Tage 
verschläft. — vom Main haben wir heute früh Nachricht 
von einem glücklichen Gefecht (bei Laufach)x) gegen die 
Darm-Hessen. Zalckenstein ist in Aschaffenburg und scheint 
sich jetzt gegen Frankfurt und das 8. Bundeskorps unter 
Prinz Alexander von Hessen wenden zu wollen. Übrigens 
ist er abberufen, zum General-Gouverneur von Böhmen 
ernannt und durch Hlanteuffel im (Dber-Kommanbo ersetzt 
worden — zweifle sehr an seiner Freude darüber2). Don 
der IDaffenstillstandsfrage ist es wieder ganz stille. Es wäre, 
soll etwas daraus werden, hohe Zeit,- denn stehen wir 
einmal vor Wien, so müssen wir auch hinein. 
3n Italien geschieht immer nichts; Graf Banal war 
einige Tage hier, um den Waffenstillstandsabschluß zu ver¬ 
hindern. (Er ist heute nach Berlin zurückgekehrt. Benedetti 
hat uns vorgestern verlassen, um über tDien nach Paris 
zu gehen, heute rücken Garde-Truppen hier ein . . . 
1) 13. 3uli 1866. 
2) wie tief erschüttert General Saldenstein wurde durch diese 
Abberufung, das brachte er u. a. zum Ausdruck in einem ausführ¬ 
lichen Schreiben (datiert Münster, 21. Juli) an Roon, in welchem er 
„vertrauensvoll sein herz ausschüttete" und sich über Hlanteuffel 
sehr bitter äußerte. 
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