fullscreen: Lehrbuch für den erzählenden Geschichts-Unterricht an Mittelschulen

— 225 — 
Nürnberg von seinem Kanzler Oxenstierna, in Erfurt von seiner 
Gattin Abschied nahm, welche ihm ans Sehnsucht nachgereist 
war in den Krieg. 
Mit Schweden weinte Deutschland um den toten Helden; 
selbst dem Kaiser wurden die Augen feucht, als man ihm das 
blutige Koller des edelsten seiner Feinde überbrachte; der Papst 
las für ihn eine Trauermesse. 
Der schreckliche Krieg aber sollte um so länger dauern. 
4. Bernhard von Weimar. 
Die protestantischen Fürsten, welche sich dem Schwedenkönig 
angeschlossen, waren nach dessen Tod eine Herde ohne Hirten. 
Nur wenige von ihnen vermochte der schwedische Kanzler Axel 
Oxenstierna, der für Gustav Adolfs Töchterlein Christine die 
Regierung führte, beim Bündnis festzuhalten. Dennoch drang 
der junge Herzog Bernhard von Weimar, Johann Fried¬ 
richs des Großmütigen Urenkel, an der Spitze des schwedisch¬ 
deutschen Bundesheeres kühn gegen Wien vor. Regensbnrg, die 
reichste Stadt im Innern Deutschlands, fiel in seine Hand, 
ohne daß der getäuschte kaiserliche Feldherr es hinderte. 
Wallenstein lag in dem armen Böhmen, tanb gegen alle 
Bitten und Vorstellungen des Kaisers, der nach dem Kommando- 
Vertrag in seinem eigenen Heere nichts zu befehlen hatte. Längst 
war eine große Partei am Hofe dem Friedländer feindselig, 
weil er in Glaubenssachen lau war und mitunter mehr prote¬ 
stantische als katholische Offiziere hatte. Jetzt hörte man von 
Verhandlungen, die er mit Sachsen und Brandenburg, ja mit 
Schweden und Frankreich führe. Er wollte dein Reiche den 
Frieden und sich selbst ein deutsches Fürstentum verschaffen. Als 
nun Herzog Bernhard an der Grenze der Erblande erschien, sprach 
der mißtrauische Kaiser über seinen General-Oberstfeldhauptmann 
heimlich die Reichsacht aus, weil derselbe ihn zu stürzen und 
sich selber „Krön und Scepter eidbrüchiger Weise zuzueignen 
Vorhabens gewesen". Wallenstein, welcher sich der Treue seiner 
Obersten und Generale schwarz auf weiß versichert hatte, wollte 
nunmehr sein Heer zu den Schweden führen, um seinen Herrn 
zum Frieden zu zwingen. Aber die Truppen sielen ab von dem 
Verräter; durch eigene Offiziere ward er im Schlöffe zu Eger 1634 
niedergestoßen./ 
Die Führung seines Heeres übernahm des Kaisers Sohn, 
der König von Ungarn. Ihm erlag der ungestüme Bernhard 
in der Schlacht bei Nördlingen, und Ferdinand II. schloß /(kV 
mit Sachsen den Sonderfrieden zu Prag, welchem bald 
15 '
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.