Full text: Ein deutscher Bürger des sechzehnten Jahrhunderts

Hom zu führen. Als der Spanier mit seinen Pferden etwas 
müde und hungrig mar, kehrte er bei einem Wirte ein. 
Oer Tisch wurde gedeckt, das Essen angerichtet und in 
ehernen Schüsseln aufgetragen. Da spricht er in hoff artigem 
Zorne zum Wirt, ob er meine, daß er ein Hudler *) sei, 
und zu seinen Knechten sagt er, sie sollten seine silbernen 
Teller und Schüsseln herbeibringen, damit der Wirt ihm 
darin die Speisen anrichte. 
Der Wirt nahm die Schüsseln, ging damit in die Küche, 
verglich sie mit den Abzeichen, die ihm durch die Post mit¬ 
geteilt worden waren, und fand, daß es eben die richtigen 
waren. Er verstärkte sich durch einige Männer, nahm die 
drei Gäste fest und führte sie als (Befangene nach Hom. 
ctls der Spanier gefragt wurde, wohin er das andere Silber, 
das man nicht bei ihm gefunden hatte, geschafft habe, 
machte er die beiden Juden namhaft, denen er’s verkauft 
hatte. Denen nahm man das gekaufte Silber und ihm 
das Geld ab, das er dafür bekommen hatte, und führte 
die beiden Juden stracks nach dem Gefängnis. 
Es gibt zu Hom viele Juden; sie haben eine eigene, 
verschlossene Gasse, denn in der Karwoche dürfen sie sich 
nicht sehen lassen, sondern schließen sich ein. Das römische 
Dolk ist alsdann so ergrimmt und erbittert auf sie, daß sie 
jeden, den sie erwischen, totschlagen würden, weil sie seiner¬ 
zeit den Herrn Christus gemartert und gekreuzigt haben. 
Erst vom (Dsterabend ab sind sie wieder ihres Lebens sicher, 
daß sie mit jedermann frei handeln und wandeln können. 
Die beiden Juden gehörten unter die reichsten und vor¬ 
nehmsten; darum wurden viele tausend Kronen für sie 
geboten, damit man sie am Leben ließe. Aber es war 
alles vergebens. Der Galgen wurde an der Brücke, wo 
man über die Tiber zur (Engelsburg geht, aufgerichtet; 
da wurden sie alle fünf gehenkt, der Spanier in die Mitte, 
dem setzten sie eine Krone von geschlagenem Messingbleche 
als einem König der Diebe auf den Kopf, und auf jeder 
Seite von ihm ein Knecht und ein Jude. 
Übrigens wird alle Wochen gehenkt.... vielen habe 
ich auch die,'Chorda (das Seil) geben sehen, selbst Meß- 
*) (Ein £ump, der sich in hubein (Lumpen) kleidet. 
104
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.