Full text: Blüchers Zug von Auerstedt bis Ratkau und Lübecks Schreckenstage (1806)

tore an und bald darauf auch der Großherzog von Berg 
und Marsch all Soult mit dem vierten Armeekorps beim 
Mühltore. 
Da der General Blücher während dieser Zeit aus den Be¬ 
wegungen der Zranzosen merkte, daß sie einen Angriff auf 
die Stadt machen würden, ließ er am 6. früh die in der 
Stadt befindlichen Truppen die auf Karte 3 (stehe am Schluß) 
angegebenen Stellungen einnehmen. Da Lübeck nicht mehr 
befestigt ist, sondern die Zestungswerke demoliert, die Brust¬ 
wehren auf den Wallen abgetragen und diese in Promena¬ 
den verwandelt worden sind, so hatten die Truppen, welche 
die Stadt verteidigten, gar feine Deckung. 
Hm Burgtore waren drei Bataillone und 16 Kanonen 
teils im Tore, teils vor dem Tore in der Barriere aufgestellt 
und dieses Tor unter allen am stärksten besetzt, weil man von 
dieser Seite den ersten Angriff erwarten mußte. An diesem 
Tore befehligte der Herzog von Braunfchweig-GIs selbst, 
und so war der IDall von einem Tore zum anderen, soviel es 
sich tun ließ, mit Geschütz und Truppen besetzt. Auf dem Markte 
war eine Reserve von einigen Bataillonen Infanterie und 
einigen Schwadronen Kavallerie aufgestellt, welche dazu 
dienen sollte, dahin, wo es Gefahr gab, als Soutien zu 
kommen. 
Gegen 9 Uhr morgens griff die Vorhut des Bernadotte- 
schen Armeekorps (das 27. Regiment leichter Infanterie und 
94.—96. Regiment) unter Anführung des Generals Drouet 
die Preußen vor dem Burgtore an und warf sie zurück. 
Der Herzog von Braunschweig-Gls versuchte die Truppen 
wieder zum Stehen zu bringen und rückte mit einem Ba¬ 
taillon seines eigenen Regiments selbst vors Tor. Nachteilig 
für die Verteidigung war die Maßregel des Herzogs, daß er 
die am Burgtor stehenden Kanonen hatte zurückziehen lassen, 
in der Meinung, dadurch den andringenden Zranzosen größe¬ 
ren Schaden zufügen zu können; da aber seine eigenen Truppen 
in der Schußlinie standen, wurden sie außer Wirkung gesetzt. 
Die Preußen wehrten sich verzweifelt gegen die unge¬ 
stümen Angriffe der Zranzosen, der Kampf auf beiden Seiten 
war fürchterlich, wie auch das $euer der französischen Batterie, 
welche auf einer kleinen Anhöhe vor der Stadt aufgeführt 
war und die wälle am Burgtor bestrich. Die Preußen, welche 
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