1. Aus der von brandenbnrgi scher Seite veröffentlichten Flugschrift 
„Tentschlanüs wahrhaftes Interesse bei jetzigen Konjoit stur eit." 
Gedruckt im Jahre 16 75. 
Die Übergriffe Frankreichs seit 1672 riefen in deutschen Landen 
etnen Sturm nationalen Unwillens wach. von allen Seiten tauchten 
Publizisten auf, welche auf die Gefahr von Frankreichs Übermacht 
hinwiesen und zu ihrer ZTied erkämpf ung aufriefen. Der Kurfürst 
Friedrich Wilhelm hatte schon früher, als er in dem schwedisch« 
polnischen Kriege sich im Jahre 1658 gegen Schweden wandte, in 
ähnlicher weise die stärksten nationalen (Ermahnungen an die Deut¬ 
schen richten lassen. „(Ehrlicher Teutscher," so ließ er ihnen zurufen 
„dem edles Vaterland war leider bei den letzten Kriegen1) unter 
dem Dorwande der Religion und Freiheit gar zu jämmerlich zuge¬ 
richtet und an ITtarf und Bein dermalen ausgesogen, daß von einem 
so herrlichen Corpore2) schier nichts übrig verblieben als das bloße 
Sceleton3). wem noch einiges teutsches Blut um sein herz warm 
ist, mutz darüber weinen und seufzen! wem sein Vaterland lieb ist, 
muß die unglücklichen Zeiten beklagen, wir haben unser Gut, wir 
haben unser Blut, wir haben unsere (Ehre und Hamen dahin gegeben 
und nichts damit ausgerichtet, als daß mir schier zu Dienstknechten 
der fremden Nationes berühmet, und des hohen Namens fast ver¬ 
lustig und diejenigen, so wir vorher kaum kannten, damit herrlich 
gemachet. was sind Rhein, Weser, (Elbe und ©der4) anderes als 
fremder Nation Gefangene? was ist deine Freiheit und Religion 
mehr, als daß andere damit spielen. Summa, alles verlor sich mit dem 
herrlichen Pommern und mit anderen so stattlichen Ländern." 
flm Schluß, nachdem das Verhalten der Schweden ausführlich 
erörtert ist, wird ein jeder dann noch ermahnt zu gedenken: „was 
er für die (Ehre des teutschen Namens zu tun habe, um sich gegen 
fern eigen Blut und sein für allen Nationen dieser Welt berühmtes 
Vaterland nicht zu vergreifen. Mir, du ehrlicher Teutscher, sind diese 
Dinge wohl bekannt und habe sie daher wollen communicieren,6) 
damit man dich mit anderen Berichten nicht länger äffen und ohne 
Gründe der Wahrheit blind umhertreiben möge. Gedenke, daß du 
ein Teutscher bist." 
*) tm Dreißigjährigen Kriege 1618—1648. 
2) Körper. 
3) Gerippe. 
4) Seit dem westfälischen Frieden beherrschte Frankreich den 
©berthein, die Schweden die Mündungen der Weser, (Elbe und ©der. 
6) mitteilen. 
16
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.