Full text: Von den Kämpfen Cäsars bis zur Schlacht im Teutoburger Walde (Teil 2)

kam es, daß er ihn zu einer Besprechung zu sich einlud. 
Als aber Ariovift, anstatt zu kommen, sagen liefe: „wenn 
Cäsar etwas mit mir besprechen will, so mag er zu mir 
kommen. Denn einmal ist er nicht mehr als ich; sodann 
aber muß derjenige, der des anderen bedarf, selbst zu diesem 
gehen," geriet Cäsar über diese Antwort so in Zorn, 
als ob Ariovift damit alle Hörner beschimpft hätte. Sofort 
befahl er ihm, den Bundesgenossen Koms ihre Geiseln 
zurückzugeben, und verbot ihm, sich fernerhin in ihrem 
£ande aufzuhalten und Verstärkungen aus Germanien an 
sich ZU ziehen. Dadurch wollte er ihm nicht bloß Schrecken 
einjagen, sondern ihn vor allen Dingen reizen und damit 
wieder einen gewichtigen und glaubwürdigen vorwand 
zum Kriege erhalten. Und es kam, wie er gehofft hatte, 
flriooist nämlich, über Cäsars Verlangen entrüstet, ließ 
ihm manch schlimmes wort sagen. Die Zolge davon war, 
daß Cäsar die Unterhandlungen abbrach und Desontio, die 
Hauptstadt der Sequaner, besetzte, noch ehe es jemand 
vermutete. 
35. AIs aber die Körner erfuhren, flriooist treffe ge¬ 
waltige Rüstungen und andere Germanen stünden in Menge 
schon diesseits des Rheins, bereit, ihm zu helfen, und wieder 
andere hätten sich unmittelbar am Rheine gesammelt, um 
sie zu überfallen, da verloren sie den Mut. Die Körper¬ 
größe der Germanen nämlich, ihre Menge, ihr Mut, der 
sich in unüberlegten Drohungen äußerte, alles dies hatte 
den Römern so heftige Zurcht eingejagt, daß sie wähnten, sie 
hätten es nicht mehr mit irgendwelchen Menschen, sondern 
mit unbändigen, wilden Tieren zu tun. Die Soldaten 
ließen verlauten, sie müßten einen unrechtmäßigen Krieg, 
den der Senat gar nicht beschlossen, führen, allein für den 
Ehrgeiz Cäsars. Sie drohten auch, ihn zu verlassen, falls 
er seinen Entschluß nicht ändere. 
AIs Cäsar diese Reden zu Ohren kamen, sprach er zu 
der großen Masse öes Heeres kein wort; denn einmal 
hielt er es nicht für schicklich, über solche Angelegenheiten 
mit öer großen Menge zu reöen, zumal es öann den Zeinden 
zugetragen werden könnte; sodann aber fürchtete er auch, 
die Soldaten möchten sich nicht umstimmen lassen, sondern 
unwillig schreien und lärmen und sich zu Gewalttätigkeiten 
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