Full text: Johann Vasmer von Bremen (4)

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und selbst aus Konstantinopel, das damals noch christlich 
war, herbeigeströmt waren, um an den Unterhandlungen 
teilzunehmen oder ihre Schaulust zu befriedigen; denn 
die prächtige Hofhaltung des alternden Kaisers, der 
Großen des Reiches und der hohen kirchlichen Würden¬ 
träger bot säst jeden Tag ein neues, wechselvolles Bild, 
Turniere und andere Spiele sorgten für Unterhaltung 
der vornehmen Gäste, und prunkvolle Gottesdienste in der 
alten Domkirche, die hauptsächlich den Zweck hatten, die 
ketzerischen Hnssiten von der Macht und dem Glanz der 
römischen, „alleinseligmachenden" Kirche zu überzeugen 
und sie zu blenden, riefen schon am frühen Morgen die 
Gläubigen zur Andacht, nachdem sie kaum von den Ver¬ 
gnügungen des vorigen Tages sich ausgeruht hatten. 
Auch sonst bot Basel der Sehenswürdigkeiten mancherlei, die 
den Fremden wohl einige Zeit fesseln konnten. In der 
schönen Rheinebene am User des herrlichsten deutschen 
Stromes erbaut, der die Stadt in zwei ungleiche Hälften 
teilte, war sie schon zu damaliger Zeit ein Haupthandels¬ 
platz des Südens, da die mächtige Wasserstraße den Ver¬ 
kehr mit den großen Rheinstädten Straßburg, Mainz 
und Köln, ja mit dem fernen Ocean begünstigte. Ans 
der Rheinbrücke, die bereits im Jahre 1226 erbaut wurde 
und heute noch steht, befand sich der „Lällenkönig", ein 
fratzenhafter Kopf, welcher vermittels der Schwingungen 
eines Pendels Zunge und Augen bewegte und für ein 
Kunstwerk ersten Ranges galt; an einer, gegenwärtig ab¬ 
getragenen Mauer war der sogenannte „Totentanz" zu 
sehen, ein großes Freskogemälde, welches zum Andenken 
an eine große Pest im Jahre 1312 dort angebracht war 
und die Macht des Todes über den Menschen versinn¬ 
bildlichen sollte. In nicht beträchtlicher Entfernung von 
der Stadt erhoben die Alpen ihre schneebedeckten Häupter, 
welche bei den Strahlen der untergehenden Sonne oft 
in Flammen zu stehen schienen und besonders auf die 
aus der nordischen Tiefebene Kommenden einen ^ über¬ 
wältigenden Eindruck machten. Aber Heinrich Vasmer 
hatte für alle diese Sehenswürdigkeiten und Natur-
	        
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