Full text: Johann Vasmer von Bremen (4)

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Ähnlich wie bei den Böttchern war es in der Schuh¬ 
macherherberge und bei den Schlossern zugegangen; die 
übrigen Zünfte jedoch hatten sich von den Metzgern ins 
Schlepptau nehmen lassen. Bei den Schuhmachern, wo 
der junge Meister Ehrhardt, Bartholds Schwiegersohn, 
das Wort führte, war es sogar zu einer ernsthaften 
Prügelei gekommen, als ein Metzger einem Meister in 
seinem Zorn das verhaßte Wort „Bönhase"^) zurief. 
Da hatten die Schuster, ein leicht erregbares Völkchen, 
nach den Stuhlbeinen und Bierkrügen gegriffen, denn 
sie wollten sich nicht in ihrer eigenen Herberge von den 
Knochenhauern beleidigen lassen, und sehr unsanft waren 
letztere auf die Straße befördert. Die siegreiche Partei 
aber zog lärmend durch die Straßen bis vor Vasmers 
Haus und weckte dort die Gattin und die Kinder 
desselben durch lautes Hochrufen und Hurraschreien aus 
dem Schlafe. 
Am andern Tage war in der ganzen Stadt von nichts 
andern die Rede als von dem, was in den Handwerker¬ 
herbergen geschehen war. Die Ausschreitungen bei den 
Schuhmachern unb deren nächtlicher Zug burch bie Stabt 
gaben beit unzufriebenen Ratsmitgliebern einen will¬ 
kommenen Borwanb, auf bem Rathanse zu erklären, daß 
es wegen der Ruhe in der Bürgerschaft wünschenswert 
sei, wenn Vasmer vorläufig nicht wieder in die Stadt 
zurückkehre, bis die Aufregung sich gelegt, und mit 
Stimmenmehrheit wurde dieser Vorschlag zum Beschluß 
erhoben; Vasmer wurde ans der Stadt verbannt. Je- 
boch wagte man nicht, zugleich auch bie Einziehung seines 
Vermögens auszusprechen, weil man baburch noch weitere 
Unruhen unter den Bürgern hervorzurufen fürchtete. 
Auch Johann von Minben war unter denjenigen, welche 
für bie Verbannung gestimmt hatten; seinem Weibe unb 
ber Familie seines Schwiegervaters gegenüber be¬ 
grünbete er biefes bainit, baß er gefürchtet habe, bei 
einer Rückkehr Vasmers sei besten Leben in Gefahr. 
*) Pfuscher.
	        
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