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Die Zünfte standen sich von jetzt an feindlich gegen¬
über. „Hoch Vasmer!" war die Losung der einen Par¬
tei, „nieder mit Vasmer!" die der andern. Die Stadt¬
soldaten hatten genug zu thun, um zu verhindern, daß
es nicht allabendlich blutige Köpfe setzte, und dennoch
geschah es oft genug, daß sich die Gesellen, welche bald
die Sache der Meister zu der ihrigen gemacht hatten,
auf den Straßen angriffen und mancher am andern
Morgen mit blutunterlaufenen Augen zur Arbeit kam.
Im Rate aber wurde beschlossen, eine Deputation von
Bürgern nach Stade zu senden und dem dort weilenden
Vasmer mitzuteilen, daß es wegen seiner eigenen Sicher¬
heit und der Ruhe hn Stadt wünschenswert sei, sein
Amt als Bürgermeister niederzulegen und vorläufig die
Stadt zu meiden, bis die gegen ihn laut gewordenen
Klagen untersucht und die Ruhe wieder hergestellt sei.
Diese Deputation von Bürgern, unter denen sich auch
Grumme befand, begab sich schon an einem der nächsten
Tage auf den Weg nach Stade. Wie parteiisch der
Rat auch hierbei zu Werke ging, erhellt daraus, daß die
Deputation nur aus Bürgern derjenigen Zünfte bestand, die
Vasmer feindlich gesinnt waren, uud als sich die andern
über diese Zurücksetzung beschwerten, wurde ihnen geant¬
wortet, es sei nicht ratsam, auch von ihnen welche zu
senden, da befürchtet werden müsse, unterwegs bräche die
Feindschaft von neuem los und es käme alsdann zu
ärgerlichen Auftritten, worunter, das Ansehen der Stadt
leiden könnte. Mit diesem Bescheid mußten sich die
Böttcher, Schuhmacher und Schlosser begnügen; aber der¬
selbe trug nur dazu bei, die Kluft zu erweitern, die jetzt
auch bis in die Handwerkerkreise sich erstreckte.