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Achtes Kapitel:
Die Verhaftung.
Von alle dem, was in seiner Abwesenheit in Bremen
vorging, hatte Vaßmer keine Ahnung. Wohlbehalten war
er mit Fnipil nach Stade gelangt, wo er alsbald die
Verbannten aufsuchte. Diese nahmen den ihnen be¬
freundeten Bürgermeister mit Freuden auf; als sie aber
hörten, daß er gekommen sei, um im Auftrage des Rates
mit ihnen zu unterhandeln, da predigte er tauben Ohren.
Die Abneigung gegen die in Bremen bestehenden Zu¬
stände war zu groß, als daß sie von einer Aussöhnung
hören wollten; sie verlangten Rückbernfuug in die Stadt
und Wiedereinsetzung in ihre Stellen und in den-Genuß
ihres Vermögens ohne jegliche Bedingung, und ganz be¬
sonders wurde der Vorschlag Vasmers, auf fünf Jahre
sich der Rückkehr in die Vaterstadt zu enthalten, mit
Entrüstung zurückgewiesen. Vor allem war es Duckel,
der jede Unterhandlung dadurch unmöglich machte, daß
er forderte, seinen Platz als Bürgermeister wieder ein¬
zunehmen, eine Bedingung, welche niemals erfüllt werden
konnte. Mit schwerem Herzen sah Vasmer endlich ein,
daß er eine vergebliche Reise gemacht hatte; alle seine
gut gemeinten Vorschläge wurden verworfen, und er
erntete für dieselben nur Hohn und Spott. Unmutig
trennte er sich deshalb von seinen früheren Freunden,
ließ fein Pferd satteln und wandte Stade den Rücken.
Wie schon hatte er es sich gedacht, bei feiner Heimkehr
nach Bremen feinen Amtsgenoffen verkündigen zu können,
daß Friede fei zwischen den Parteien; statt dessen mußte
er sich jetzt sagen, daß der Friede ferner fei als je
zuvor.
Aber noch einen Versuch wollte er machen, den
Zwist beizulegen und so feiner Vaterstadt zu dienen.
Auf dem Rückwege nach Bremen kam ihm der Gedanke,
sich geradeswegs nach Oldenburg zu wenden, um die