Full text: Johann Vasmer von Bremen (4)

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stattet, ihre Pferde wieder zu besteigen, und so machte sich 
der traurige Zug auf den Weg nach Bremen. 
Der Abend dämmerte schon, als die Häscher mit 
ihren beiden Gefangenen Bremen erreichten. Das schöne 
Frühlingswetter hatte eine Menge von Bürgern vor das 
Thor ins Freie gelockt, um dort, fern von den staubigen 
Gassen der Stadt, den herrlichen Abend zu genießen, 
und verwundert blickten sie ans den Reiterzug, welcher 
dem düstern Thore zuschritt. Bald ging es wie ein 
Lauffeuer von Mund zu Mund: „Sie bringen den 
Vasmer und seinen Diener gefesselt als Gefangene in 
die Stadt; woher mögen sie kommen und was mag ge¬ 
schehen sein?" Die Reiter begaben sich geradeswegs 
nach dem Rathause, wo ben ganzen Tag die Ratsherren 
versammelt gewesen waren, um zu beraten, was mit bem 
Gefangenen geschehen solle; als sie nun aber bas Auf¬ 
schlagen der Hufe auf dem Pflaster hörten, eilten sie an 
die Fenster, und ein Strahl dämonischer Freude legte sich 
aus die Gesichter der Mitglieder des neuen Rates, als sie 
ihren Feind inmitten seiner Wächter erblickten. Der 
Ratsdiener Christianus wurde hinunter geschickt mit dem 
Befehle, die Gefangenen einstweilen nach dem Hurrelberge 
zu bringen, einem unterirdischen festen Gewahrsam in 
der Hakenstraße, und jedem eine besondere Zelle anzu¬ 
weisen, bis der Rat anderweitig über sie beschlossen 
habe. Und so geschah es; Vasmer und Fuipil wurden 
in zwei getrennten Löchern eingesperrt, wo zu ihrer Be¬ 
quemlichkeit nur ein Bündel Stroh in einer Ecke lag. Kein 
Sonnenstrahl drang in dieses ungesunde, feuchtkalte Gelaß, 
in welchem sonst nur die schwersten Verbrecher eingekerkert 
wurden, die dem Tode entgegenharrten. Das war der Ort, 
wo die hartherzigen, verblendeten Ratmänner ihren hochver¬ 
dienten Bürgermeister und seinen treuen Diener einschlössen! 
Ein schmerzliches Lächeln huschte über Vasmers 
gramdurchwühltes Gesicht, als er die dunkele Zelle betrat. 
„Jetzt erfahre ich die Wahrheit des Sprichworts, daß 
Undank der Welt Lohn ist", sprach er zu dem Kerker¬ 
meister, der ihm die schwere Thür aufschloß; „doch mein
	        
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