Full text: Johann Vasmer von Bremen (4)

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sich endlich zur Ruhe begeben hatten und nur Heinrich 
beim Schein einer Kerze noch unruhig in seinem Zimmer 
auf und ab ging, mit seinen Gedanken und Plänen be¬ 
schäftigt, schlich sich ein ehrsamer Bürger, der Schlosser- 
meister Brune, an das Haus Vasmers und setzte leise oen 
Thürklopfer in Bewegung. Heinrich eilte, um zu offnen, 
und Brune trat ein, indem er zugleich den Finger auf 
den Mund legte, um Heinrich zu ermahnen, ganz still zu 
sein. Sie traten in das Zimmer, und nachdem Brune 
sich überzeugt, daß die Vorhänge fest herunter gelassen 
waren, so daß niemand von außen hereinblicken konnte, 
sagte er: „Junger Herr, ich habe Euch etwas mitzuteilen, 
was von größter Wichtigkeit ist. Heute Morgen kam der 
Ratsdiener Christianus zu mir und befahl mir im Namen 
des Rates, ein neues Schloß zu dem Kerker des Herrn 
Bürgermeisters zu machen. So unlieb mir der Auftrag 
war, was sollte ich thun? ich mußte gehorchen. Während 
ich aber am Schraubstocke stand und seilte, schoß mir 
plötzlich ein Gedanke durch das Hirn, den ich sogleich zur 
That werden ließ. Statt eines Schlüssels zu dem Schloß 
habe ich deren zwei gefertigt, und seht, hier bringe ich 
Euch einen derselben. Seht zu, daß Ihr bis an den 
Kerker Eures unschuldigen Vaters dringt, öffnet die Thür 
mit diesem Schlüssel und führt den Vater bis an die 
Weserbrücke. Sort.halten die Böttcher mit einem Schiffe, 
in welchem Tonnen und Fässer liegen, die zur Ausfuhr 
nach Livland bestimmt sind. Unter den Fässern haben sie 
ein geheimes Gelaß eingerichtet; in demselben werden sie 
Euren Vater verbergen und mit ihm davon fahren. Das 
Schiff bleibt liegen, bis Ihr Euer Werk gethan habt; 
doch eilet, es auszuführen, ehe der Rat Verdacht schöpft. 
Der Barthold wird, um den Rat zu täuschen, sich stellen, 
als wenn er jetzt auch zu den Feinden des Bürgermeisters 
gehörte und sich scheinbar mit Grnnnne aussöhnen; laßt 
Euch deshalb nicht beirren durch das, was der edle Mann 
vielleicht thut, denn er thut es in der besten Absicht. Und 
nun lebt wohl; Gott gebe, daß unser Plan gelinge". 
Heinrich hätte den wackern Manne um den Hals
	        
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