Object: Das Königreich Sachsen und seine Fürsten

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Johann Georg I. 
Bisher war Sachsen von dem Kricgsfeuer, das bereits eine Reihe 
von Jahren in mehren Theilen Deutschlands (am Neckar, am Rhein, 
in Niedersachsen, Pommern, Holstein, Mecklenburg re.) gewüthet hatte, 
verschont geblieben. Doch nun, da der Kurfürst sieb vom Kaiser ge¬ 
wendet, fiel Tilly verheerend, in Sachsen ein. Um sich der kaiserlichen 
Truppen in seinem Lande zu entledigen, drang Johann Georg I. 
auf eine Hauptschlacht. So kam cs am 7. Scpt. 1631 zu der denk¬ 
würdigen Schlacht bei Br eiten seid unfern Leipzig, in welcher der 
glänzendste Sieg über den in die Flucht geschlagenen Tilly errungen 
ward, so daß von seinen Kriegern, die sich vor 4 Wochen an demselben 
Tage so schwer an Magdeburg vergangen hatten, 8000 todt auf dem 
Kampfplatz lagen. Das protestantische Deutschland schöpfte aus diesem 
Siege neue Hoffnungen. In dem zu Halle gepflogenen Kriegsrathe 
einte man sich nun dahin, daß der König von Schweden durch Thü¬ 
ringen, Franken und Bayern in Oesterreich einbrechcn, der Kurfürst 
von Sachsen dagegen Böhmen erobern und sich sodann mit Gustav 
Adolph im innern Oesterreich wieder vereinigen sollte. 
Seiner gegen Gustav Adolph eingegangcncn Verpflichtung ein¬ 
gedenk, wies Johann Georg I. verschiedene vom Kaiser an ihn ge¬ 
stellte Friedensanträge beharrlich zurück und ließ, während die Schweden 
in Franken siegreich vordrangen, sein gegen 18,000 Mann starkes 
Heer unter Arnheim im October 1631 nach Böhmen abgehen. Be¬ 
reits am II.Nov. hielten die Sachsen ihren Einzug in Prag, wohin 
der Kurfürst nachcilte, und schon am 3. December befand sieb, bis auf 
Pilsen, Tabor, Budwcis und einige kleinere Orte, das ganze Königreich 
in den Händen der Sachsen. Doch das neue Jahr brachte mit einem 
Male einen unerwarteten Wechsel. An die Stelle des gefürchteten Ge¬ 
neral Tilly, der gegen die siegreichen Schweden am Lech das Leben 
verloren, hatte der Kaiser den aus Betrieb der Reichsfürsten vor 2 Jahren 
entlassenen Wallen sie in wieder mit dem unbeschränkten Oberbefehl 
über seine Armee betraut. Mit 40,000 Mann brach dieser in Böhmen 
ein, nahm am 5. Mai Prag mit Sturm, und bald waren die Sachsen 
wieder aus dem ganzen Bereiche des Königreichs Böhmen vertrieben. 
Nun vereinigte sich Wallen stein mit dem bayerischen Heere, zur 
Bekämpfung der Schweden, während sich die Sachsen auf die von den 
Kaiserlichen angegriffene Lausitz warfen und sich nach Schlesien 
wendeten. 
Inzwischen hatte Wallen st ein, der von Bayern aus nach Sach¬ 
sen einzubrcchcn gedachte, seine wild grausamen Generale Holk und 
Gallas in unser von Truppen entblößtes Vaterland vorausgcschickt, 
um durch Verwüstung desselben den Kurfürsten zum Abfall vom schwe¬ 
dischen Bündnisse zu bewegen. Im August 1632 fielen diese Wüthriche 
über Hof in Sachsen ein und bezeichneten mit Raub, Mord und Flam¬ 
men ihren Weg. Nachdem die genannten Generale mit ihren raub¬ 
gierigen Schaarcn in hussitischer Weise im Voigtlande und Erzgebirge 
gehauset, verbanden sie sich bei Altenburg mit der von Bayern kom¬ 
menden Hauptarmce Wallenstcin's, welcher den 23. Oct. 1632 vor 
Leipzig zog und cs durch Beschießung zur Ucbcrgabe nöthigte.
	        
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