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frank, und zwar so sehr, daß er ganze fünf Wochen im
Krankenhanse liegen mußte. Als er dann endlich wieder
aufbrechen Konnte und nach dieser traurigsten Reise seines
Lebens in September wieder in Braunschweig ankam, ruhte
Friedrich Wilhelm längst unter dem Dome Heinrichs des
Löwen in der Vater Gruft, bedeckt von Palmen und Lor¬
beeren, die die treue Liebe des Volkes dem toten Landes¬
vater, dem für Deutschlands Freiheit gefallenen Helden ge¬
spendet.
Von jetzt an verließ Vater Stäffe sein Haus nur selten.
Er war für die Welt und die Welt war für ihn abgestorben,
l'ein ganzes Leben und Lieben gehörte der Vergangenheit
an. Nur des Sonntags ging er noch in die Stadt, um in
gewohnter Weise im Dome, an der Gruft seines Herzogs,
dem Gottesdienste beizuwohnen, und auf dem Rückwege ver¬
säumte er es niemals, an die Gräber seiner Lieben, seines
Weibes und seiner treuen Marie, zu treten, und es war
ihm ein tröstlicher Gedanke, daß die Zeit nicht mehr fern
sei, wo auch er hier an der Seite der Seinen würde zur
Ruhe gebettet werden.
Das weiße Roß aber war, so lange Stäffe lebte, ge¬
wissermaßen ein Wallfahrtsort für die getreuen Braunschweiger,
denen die Stätte eine geweihte war, wo der so srüh dahin¬
geschiedene, vielgeliebte Monarch in den bängsten Tagen
seines Lebens geweilt. Wieder und immer wieder erzählte
Vater Stäffe seinen Gästen die Geschichte von dem Handwerks¬
burschen, von dem Eierhändler und von dem reichen Wiener
Kaufherrn, und er that es gern, denn auch er versenkte,
je älter er wurde, desto lieber seinen Geist in die ver¬
gangenen Tage. Seine Ansprüche ans die großherzige
Schenkung feines Herzogs hat er niemals geltend gemacht.
^)war hat er im Jahre 1824, als die beiden Prinzen heran¬
gewachsen waren, ihnen die Tabaksdose übergeben und auch
dabei bemerkt, welches Abkommen zwischen ' ihm und dem
vollendeten Herzog Friedrich Wilhelm getroffen; auf den
Dank aber verzichtete er. Auch die 42000 Thaler, welche
die Franzosen ihm schuldeten, hat er niemals erhalten.
Tiemann, Der schwarze Herzog. 11