Full text: Der schwarze Herzog (7)

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die Folge davon war, daß Prinz Friedrich Wilhelm von 
Halle abberufen und nach dem kleinen Garnisonorte 
Preuzlau versetzt wurde. 
In die nun folgende Zeit fällt die Verheiratung 
des Prinzen mit der Prinzessin Marie von Baden. Die 
Wahl hätte keine glücklichere sein können; die beiden 
Gatten waren sich in herzlicher Liebe zugethan, und das 
sanfte Gemüt der Prinzessin übte einen wohlthätigen Ein¬ 
fluß aus auf den wilden Sinn ihres Gemahls. 
Die Kunde, daß die Königin Luise auf ihrer Rück¬ 
reise nach Berlin Braunschweig berühren werde, kam dem 
alten Herzog Karl Wilhelm Ferdinand völlig unerwartet. 
Seit mehreren Jahren schon stand er nicht mehr in näherer 
Verbindung mit dem königlichen Hofe, da die Legierung 
seines Landes ihn völlig in Anspruch nahm, und er dachte 
nicht im Entferntesten daran, daß er noch einmal für 
Preußen das Schwert ziehen müsse. Dieser plötzliche 
Besuch der Königin klärte ihn nun zwar darüber auf, 
daß er in Berlin durchaus nicht vergessen sei, sondern 
daß man sich dort seiner früheren Verdienste für das 
preußische Heer sehr wohl erinnere; aber doch wollte er 
noch nicht dem Gedanken Raum geben, daß er abermals 
ausersehen sei zum Heerführer. Er war auch entschlossen, 
falls ein solcher Antrag an ihn gestellt würde, denselben 
abzulehnen, in Rücksicht auf sein hohes Alter. 
Am Tage der Ankunft der Königin begab sich der 
Herzog selbst nach Wolfenbüttel, um hier in der ehemaligen 
Residenz der braunschweigischen Herzöge seinen hohen Gast 
zu empfangen. Seitdem der Sitz der Regierung nach 
Braunschweig verlegt war, hatte Wolfenbüttel viel von 
seiner ehemaligen Bedeutung verloren und war zum 
Range einer Landstadt herabgesunken. Das ehemals so 
herrliche Schloß hatte schon lange nicht mehr einem 
regierenden Haupte als Wohnung gedient, und Karl 
Wilhelm Ferdinand hatte dasselbe sogar zur Anlegung 
einer Tapetenfabrik hergegeben; und von den übrigen 
prächtigen Bauten, die der unvergeßliche Herzog Julius 
hatte errichten lassen, waren im Laufe der Zeit die
	        
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