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tief auf. Marie hatte sich mit einem Strickzeug ans
Fenster gesetzt, um das schwindende Tageslicht noch so viel
wie möglich auszunutzen; sie blickte bisweilen mit fragendem
Auge zu dem Fremden hinüber, denn sie sah, daß er mv
glücklich war, und sie hatte Mitleiden mit ihm. Deshalb
sagte sie, als wiederum ein tiefer Seufzer sich der Brust
des Fremdlings entrang: „Ihr scheint einen schweren
Kummer zu haben; ich will nicht eindringen in Eure
Geheimnisse, aber vielleicht erleichtert es Euer Gemüt,
wenn Ihr mir mitteilt, was Euch so unglücklich macht.
Wollt Ihr mir nicht sagen, was Euch drückt?" Betroffen
blickte der Fremde das Mädchen an; einen Augenblick
blitzte es in seinen Augen zornig auf, als er durch die
Worte der Jungfrau in seinem finstern Dahinbrüten gestört
wurde. Als er aber Thränen des Mitgefühls in den
hellen Augen derselben sah, da merkte er, daß es nicht
Neugier war, die ihr die Worte in den Mund gelegt hatte,
und er sagte sanft: „Ihr habt Recht, Jungfer, ich bin
ein armer Mann, und ich will es Euch wohl sagen,
was mich so unglücklich macht. Seht, einst nannte ich ein
schönes Haus und ein gutes Geschäft mein eigen; ein
liebes Weib stand mir zur Seite und zwei blühende, herzige
Knaben bildeten ihr und mein ganzes Glück. Da aber
kam der böse, böse Krieg; mein Haus wurde zerstört, mein
Geschäft ging zu Grunde, nichts, gar nichts konnte ich
retten, und, was das Schlimmste war, mein armes Weib
starb bald daraus aus Kummer über unser Unglück. Um
nun meinen beiden verwaisten Kindern wieder eine Heim¬
stätte gründen zu können, war ich genötigt, abermals den
Wanderstab in die Hand zu nehmen, und so ziehe ich denn
als Handwerksbürsche wieder von Stadt zu Stadt, um mir
Arbeit zu suchen. Seht, das ist mit kurzen Worten meine
Geschichte. Ihr könnt es Euch wohl denken, wie schwer
es mir geworden ist, mich von meinen beiden Kindern zu
trennen; denn sie sind jetzt vaterlos und mutterlos". Die
schlichten einfachen Worte des Handwerksgesellen, die den
Stempel der Wahrheit trugen, rührten Marie tief; sie
beugte sich auf ihr Strickzeug und weinte. Als das der