Full text: Der schwarze Herzog (7)

— 53 — 
Worte Er mir die Fragen, die ich an Ihn richte. Es ist 
mir gesagt, daß Sein Haus der Versammlungsort meiner 
Getreuen ist; ist dem so?" „Ja Durchlaucht", erwiderte 
Stäffe; „außer den Fuhrleuten, die durchkommen, verkehren 
in meinem Hause nur Anhänger der alten Regierung". 
„Sehr wohl", fuhr der Herzog fort; „wie oft kommen die 
Herren zu Ihm?" „Zwei- oder dreimal in der Woche; 
wir sitzen dann nicht im Gastzimmer, sondern in einer 
andern Stube, wo niemand uns belauschen kann", war die 
Antwort. „Auch heute Abend werden sie kommen — der 
Bernewitz, Korfes, Eschenburg, Zimmermann, der Abt 
Bartels und mehrere Kaufleute, Handwerker und andere". 
»Sind alle, die hierher kommen, unbedingt zuverlässig?" 
fragte der Herzog weiter; und Stäffe antwortete: „Ganz 
unbedingt; ich hafte für die Treue eines jeden einzelnen". 
„Nun gut", sagte Friedrich Wilhelm, „das genügt mir. 
Wenn die Herren heule Abend kommen, so führe Er mich 
zu ihnen; Er selbst soll aber auch zugegen sein. Und nun 
gehe Er und lasse Er mir ein einfaches Abendessen bereiten, 
wie es einem Handwerksburschen zukommt, und wenn es 
fertig ist, lasse Er mich rufen. Ich will unten im Gast¬ 
zimmer essen, damit niemand in Seinem Hause merkt, daß 
ich ein ganz besonderer Gast bin". 
Als der H^og allein war, öffnete er das Fenster 
seines Schlafzimmers und ließ die kühle Abendluft herein¬ 
dringen. Von der Stadt herüber tönten die Abendglocken, 
die Glocken seiner getreuen Hauptstadt. Er faltete die 
Hände, wie er es schon als Kind gethan, wenn die Bet¬ 
glocke läutete, und sandte den Blick zum Himmel empor. 
„O du treuer Gott", betete er leise, „Du weißt es, welche 
Gefühle heute mich bewegen, da ich als ein Verbannter, 
Verfemter wieder meine Hauptstadt betrete. Ich danke Dir, 
daß Du meinen gefahrvollen Weg bis hieher beschützt 
hast; ich danke Dir, daß Du die Herzen meiner Unter¬ 
thanen, denen ich so gern ein Vater sein wollte, mir treu 
erhalten _ hast. Jetzt weiß ich es, Du wirst mich einst 
wieder hieher zurückführen, wenn Deine Zeit gekommen ist". 
Er trat in das Zimmer zurück; da fiel sein Auge auf das
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.