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Vierter Abschnitt.
Der Ministerpräsident und Bundeskanzler als
Schöpfer des neuen Deutschen Reiches.
(1862—187L)
I. Bis zum deutsch-französischen Kriege.
(1862—1870.)
An demselben Tage, an dem B. der Vorsitz im Staats¬
ministerium 'zunächst vorläufig' übertragen wurde, am 23. Sep¬
tember 1862, lehnte das Abgeordnetenhaus die Kosteu der Hee¬
resorganisation ab unb empfing B. als „feudalen Junker" mit
größtem Mißtrauen, obwohl er sich versöhnlich gesinnt zeigte.
18. Aus der Rede in der Budgetkommission des
preußischen Abgeordnetenhauses.
30. September 1862.
Ter Konflikt wird zu tragisch aufgefaßt und
von der Presse zu tragisch dargestellt... Tie große
Selbständigkeit des einzelnen macht es in Preußen schwie¬
rig, mit der Verfassung zu regieren . . . Eine Verfassungs¬
krisis ist eine Ehre. Wir sind zu kritisch. Tie öffentliche
Meinung wechselt; die Presse ist nicht die öffentliche Mei¬
nung, und man weiß, wie sie entsteht. Es gibt zu viel
katiliuarische Existenzen, die ein Interesse an Umwäl¬
zungen haben; die Abgeordneten aber haben die Aufgabe,
die Stimmung zu leiten, über ihr zu stehen. Wir haben
zu heißes Blut, wir haben die Vorliebe, eine zn große
Rüstung für unsern schmalen Leib zu tragen; nur sollten
wir sie auch nützen. Nicht aus Preußens Liberalismus sieht
Deutschland, sondern auf seine Macht. Bayern, Würt¬
temberg und Baden mögen dem Liberalismus indulgieren,
mütlich nicht aushalten'. Der König ließ sich in bezug auf die
Armeeverhältnisse von keinem beeinflussen, holte z. B. nicht einmal
Bismarcks Rat ein, als es sich nach Roons Abgange um Ernennung
eines neuen Kriegsministers handelte.