Full text: Bismarcks Reden und Briefe in Auswahl (Nr. 45)

— 42 — 
Vierter Abschnitt. 
Der Ministerpräsident und Bundeskanzler als 
Schöpfer des neuen Deutschen Reiches. 
(1862—187L) 
I. Bis zum deutsch-französischen Kriege. 
(1862—1870.) 
An demselben Tage, an dem B. der Vorsitz im Staats¬ 
ministerium 'zunächst vorläufig' übertragen wurde, am 23. Sep¬ 
tember 1862, lehnte das Abgeordnetenhaus die Kosteu der Hee¬ 
resorganisation ab unb empfing B. als „feudalen Junker" mit 
größtem Mißtrauen, obwohl er sich versöhnlich gesinnt zeigte. 
18. Aus der Rede in der Budgetkommission des 
preußischen Abgeordnetenhauses. 
30. September 1862. 
Ter Konflikt wird zu tragisch aufgefaßt und 
von der Presse zu tragisch dargestellt... Tie große 
Selbständigkeit des einzelnen macht es in Preußen schwie¬ 
rig, mit der Verfassung zu regieren . . . Eine Verfassungs¬ 
krisis ist eine Ehre. Wir sind zu kritisch. Tie öffentliche 
Meinung wechselt; die Presse ist nicht die öffentliche Mei¬ 
nung, und man weiß, wie sie entsteht. Es gibt zu viel 
katiliuarische Existenzen, die ein Interesse an Umwäl¬ 
zungen haben; die Abgeordneten aber haben die Aufgabe, 
die Stimmung zu leiten, über ihr zu stehen. Wir haben 
zu heißes Blut, wir haben die Vorliebe, eine zn große 
Rüstung für unsern schmalen Leib zu tragen; nur sollten 
wir sie auch nützen. Nicht aus Preußens Liberalismus sieht 
Deutschland, sondern auf seine Macht. Bayern, Würt¬ 
temberg und Baden mögen dem Liberalismus indulgieren, 
mütlich nicht aushalten'. Der König ließ sich in bezug auf die 
Armeeverhältnisse von keinem beeinflussen, holte z. B. nicht einmal 
Bismarcks Rat ein, als es sich nach Roons Abgange um Ernennung 
eines neuen Kriegsministers handelte.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.